Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Von Theodor Winkler. 199
heimlich geöffnet und geleſen, gegebenen Falls auch fopirt wurden, ſtand namentli<h unter Ludwig XIV. XV. und XYT,, aber auh während der Revolutionsepoche und fpäter unter Napoleon k. in üppigem Flor und wurde durch nam=z hafte Summen fortwährend in Stand gehalten.
Die erſte Einrichtung des ſchwarzen Kabinets geht aber no< auf eine frühere Zeit zurü>. Schon Ludwig K1., welcher 1464 eine Staatsfurierpoſt in's Leben gerufen hatte, geſtattete nicht, daß die föniglichen Kuriere Brieſe befür= derten, welche niht zuvor dur< die Hände der Behörde gegangen waren, damit dieſe ſich überzeugen fönnte, daß nichts darin enthalten ſei, was der Regierung irgendwie nachtheilig werden fönnte. Syſtematiſch betrieben wurden aber die Brieferbrechungen ſeit Ludwig XIl. unter Richez lieu. Letterer war es, welcher das eigentliche „Cabinet noir“ zuerſt organiſirte. Er erließ 1628 einen Befehl, dur< welchen unter Androhung harter Strafen der geſammte Briefverkehx auf die königliche Poſt beſchränkt wurde, in dieſem aber war eine beſondere Abtheilung ledigli<h zu dem Zwede eingerichtet, alle Einläufe zu prüfen und was davon der Mühe werth ſchien, zu erbrechen und zu leſen. Noch ſchlimmer wurde es unter Ludwig XTV. Dex Miniſter Louvois, welcher 1668 zum Chef der franzöſiſchen Poſt ernannt worden wax, leiſtete dem Monarchen dabei bereit=z willigſt Handlangerdienſte. Die Briefe wurden durch fünſtliche Aufweichung des Siegella>s geöffnet und ebenſo geſchi>t wieder geſchloſſen, ſo daß der Empfänger ſelten eine Ahnung davon bekam, daß mit dem Schreiben etivas Verdächtiges vorgegangen war. Nöthigenfalls wurde auch