Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Noman von Adolph Streckfuß. 21
ſchule geſchi>t, ſobald ih aber nah Haus fam, mußte i< arbeiten für den Oheim, ſo weit meine Kräfte reichten, und aus Furt vor Schlägen oft über dieſe hinaus. Jh be= fam viel Prügel und wenig zu eſſen, niemals aber ein freundliches Geſicht; i<h ſei ein ni<htênußiger, fauler, heuchleriſcher, verlogener Bube, der gax niht \{le<t ge= nug behandelt werden fönne, meinte der Oheim; aus mix verde im Leben nichts als ein träger Acerkne<ht. Zu einem ſolchen hätte ex mi<h wohl erzogen, aber der Schulze Brandes von Wilhelmshagen nahm ſi<h meinex an. Er ivar ſchon der Freund meines Vaters geweſen; er würde mi in ſein Haus genommen und mit ſeiner kleinen Lochter Annemarie, die zwei Jahre jünger iſt als ih, auf= erzogen haben, denn ex war ein wohlhabender Mann, aber er wollte dem Oheim niht vorgreifen.
Mein Freund blieb er trohdem, und oft, wenn ih gar zu fſehx hungerte, {<li< i<h mi< na< dem Schulzenhof und aß mi< ſalt, oft brachte mir auch die kleine Anne= marie ein Stü> Brod hinaus auf die Waide, dann blieb ſie bei mix, und wir ſpielten miteinander. Das waren die einzigen glü>li<hen Stunden, die ih als Kind verlebt habe. E83 wax eine ſ{<were Prüfungszeit, die mich un= würdigen, ſündhaften Menſchen —“
„Freund Pechmayer !“
„Ah ſo! Alſo der Schulze nahm ſi<h meinex an. J< ſei doh ein“ Pfarrersfohn ,“ ſagte ex zu meinem Oheim, „und die ganze Gemeinde ſpreche darüber, daß ih erzogen würde, als ſei i< ein Tagelöhnersbube. Mein Vater habe mir doch ein fleines Vermögen hinterlaſſen, wohl au tauſend