Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Roman von Adolph Stre>ſuß. 70
viel leichler, ihn zu verſ<hweigen, wenn Sie ihn gar nicht iviſſen. Da ih gerade im Gegenſaß zu Jhnen von frühe= ſter Kindheit an vom Glü> mit ſeinen ſ{hönſten Gaben überſchüttet worden bin, will i< mi< Friß Glüdsfind nennen. Alles, was einen Menſchen glülich machen kann, hatte Frib Glücfsfind von früheſter Kindheit an in Fülle. Er war kerngeſund und, wie die Leute ſagten, ein wunder= ſchöner Knabe, ex beſaß einen regen Verſtand, eine leichte Auffaſſung, lernte, ohne daß es ihm die geringſte Müße machte; er wax der Sohn eines ungeheuer reichen Vaters, jeder Wunſch wurde ihm erfüllt, ſobald ex ihn geäußert hatte. Er hatte Alles, Alles, nux Eins fehlte ihm, eine lumpige Kleinigfeit, die man zum Leben eigent= li gar niht braucht, die Liebe! Abex der dumme Junge meinte, ex brauche ſie; ex liebte alle Menſchen und ſehnte ſich nah Liebe; aber er fand fie niht. Seine Mutter hatte niht Zeit, ihn zu lieben, ſie war eine wunderſchöne Dame und ſtets umringt von einem Kreiſe von Anbetern. Keine Stunde des Tages war ſie frei, entweder mußte ſie in Geſellſchaft ſein, oder ſie mußte ihre Toilette für die Geſellſchaft machen, wie hätte ſie da um den Knaben ſich tümmern fönnen, für den ohnehin vortrefflich geſorgt war dur einen ho<bezahlten Hauslehrer und dur die Wirth= ſhaſterin! Als Frih Glücfëfind zehn Jahre alt war, ſtarb ſeine Mutter, ein Herzſchlag raffte ſie plötzlich hin; ex hat ſie niht vermißt, denn ex kannte ſie faum. Sein Vater war ein Muſlervater, er brachte dem einzigen Sohne jedes Opfer, welche Summe au< der Knabe von ihm forderte, ſie wurde ſtets bewilligt, nur ein Opfer konnte der Vater