Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
16 Klippen des Glüds.
Das Geſicht des Herrn v. Oſternau war, während der Lieutenant ſprach, ſehr finſter geworden; ex hatte ähnliche Worte fchon vielfach gehört, ſie waren ſtets die Vorrede zu einer Geldforderung, zur Zahlung einer veralteten Schuld geweſen; auch diesmal hatten ſie keinen anderen Zwe>, dies wußte Herr v. Oſternau, und ungehalten erwiederte er:
„Spare die Worte, Vetter, ſie ſind nußlos. J< muß Dix das in die Erinnerung zurü>rufen, was ih Dir ſagte, als ih vor einem Jahre zum leßten Male Deine Schulden mit zweitauſend Thalern bezahlte. J<h gab Dix die Ver= ſicherung, daß es in der That das lebte Mal ſein werde, und nur untex dieſer Bedingung, auf welche Du freudig eingingſt, indem Du mir Dein Ehrenwort gabſt, es ſei die lezte Schuld, welche Du zu bezahlen habeſt, iſt Dir meine Hilfe geworden. Laß uns deshalb dieſe Unterredung abbrechen, die nußlos ſein muß, denn ih bleibe meinem Vorſaß unverbrüchlih treu.“
„Vetter Friß, ih flehe Dich an —“
„F< will nichts weiter hören. Jh kann und will Dix niht neue Summen opfern, ich würde hiedur< ein Ver= brechen gegen meine Tochter begehen, vielleicht habe ih es bereits begangen durch zu große Dix gebrachte Geldopfer. Es iſt endlih Zeit, daß ih auh für Lieschen ſorge, nachdem ih Jahre lang faſt alle meine Einkünfte auf die Ver= beſſerung der Majoratsgüter verwendet habe.“
„Es handelt ſich um eine für Dich unbedeutende Summe, un dreitauſend Mark. Willſt Du mich um ſolcher Summe willen in den Tod treiben, Vetter Frit?“
„Sprich nicht fo freventlih!“