Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
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Roman von Adolph Strecffuß. | 99
in feinen Bemühungen au<h wenig dur den Lieutenant und Pechmayer unterſtüßt.
Dex Lieutenant zeigte ſich ſo zerſtreut, daß ex faſt gar niht an der allgemeinen Unterhaltung Theil nahm, ex befämpfte nur mit Mühe eine tiefe innere Unruhe, ſeine Gedanken ſchienen ganz iwo anders, nur nit in dem kleinen Geſellſchaftsfreiſe zu ſein, deſſen langweiligſtes Mitglied er an dieſem Abende war, und Pechmayer ſchien beſtrebt, ihm möglichſt nachzueifern. Er wax zwar nicht zerſtreut, aber fehr fill und wortfarg. An anderen Abenden trug er ſtets dur ſein meiſterhaftes Spiel oder dur den Ge= ſang einiger Volfslieder zur Unterhaltung bei, heute weigerte er ſi deſſen entſchieden; er ſei niht aufgelegt, ſagte er, als Frau v, Oſternau ihn aufforderte, und dabei blieb ex auch, als Lieschen ein Wort der Bitte hinzufügte. „Ex iſt eiferſüchtig,“ flüſterte Frau v. Oſternau ihrem Manne zu, indem ſie einen bezeichnenden Blik nah Bertha hinwaxrf, und faſt ſchien es, als habe ſie das Rechte ge= troffen. Auch Herx v. Oſternau bemerkte, daß der Kandidat Bertha mit unausgeſeßter Aufmerkſamkeit beobachtete, und daß, wenn er wirkli<h für ſie ein tieferes Gefühl hegte, Bextha ihm volle Veranlaſſung zur Ciferſucht gab.
Bextha allein ſchien an jenem Abend in der voſigſten Stimmung, in dex beſten Laune zu ſein, ſie war ſo heiter und liebenêwürdig, daß es wahrli<h Herrn v. Wangen nicht zu verdenken war, wenn éx, ganz bezaubert von ihrem reizenden Geplauder, nur Augen und Ohren für ſie hatte. Dex ſonſt ſo ſchüchterne junge Mann nahm heute, er=