Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
Roman von Adolph Streffuß. 31
ganzen Abend beherrſcht hatte, war plößlich verſchwunden, er wünſchte ſehr heiter Herrn Pechmayer beim Abſchiede eine re<t glüdliche Reiſe und baldige vergnügte Wieder= fehr. Auch Bertha und Herr v. Wangen ſ<loſſen ſi dieſen Wünſchen an, Lieschen aber ſagte kein Wort, ſie ſchaute beim Scheiden Cgon nur mit einem eigenen trâu= meriſchen Bli> an, als ſie ihm die Hand gab und dieſe länger, als es ſonſt wohl geſchah, in der ſeinigen ruhen ſieß.
Herr v. Oſternau hatte an dieſem Abende no< ein Verhör zu beſtehen, ehe er ſi<h zur Ruhe legen founte, er mußte ſeiner Frau beichten. Sie hatte wohl ein Recht, zu erfahren, was dieſer plöyliche Urlaub des Kandidaten, deſſen Beſuch bei einem Oheim, von welchem man nie zuvor etwas gehört hatte, zu bedeuten habe. Herr v. Oſternau fonnte niht anders, er mußte ihr den Brief des Herrn Prediger Widmann und ſeine Unterredung mit Pechmayer am Morgen mittheilen. Er that es, indem ex zugleich ſeine volle Ueberzeugung ausſpra<h, daß Pechmayex ein durchaus re<tſchaffener Mann ſei und indem er erzählte, welchen Vertrauensbeweis er ihm dur< den Auſtrag, den Wechſel in Breslau einzukaſſiren, gegeben habe.
Frau v. Ofternau theilte das Vertrauen ihres Gatten niht. „Jh fürchte “ ſagte ſie kopfſhüttelnd, „Du haſt Dich wieder einmal von Deiner grenzenloſen Gutmüthigz feit verführen laſſen, Friß. Willſt Du nicht lieber den Auſtrag wieder zurücknehmen? Zehntauſend Mark ſind doch eine hohe Summe, die einen armen Kandidaten, einen Menſchen, dex, wie wir jeht exfahren, dem Spiel ergeben