Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
34 Klippen des Glüds.
Berlin auf dem Bahnhof, wohin mich ein alter Freund begleitete, von dieſem gehört habe; aber ih war geſtern ſo erregt, mein ganzes Denken war, wie Du wohl glauben fannſt, ſo ſehr dur< meine eigenen Angelegenheiten in An= ſpruch genommen, daß ih die Bertha's ganz vergeſſen Habe. Bertha ſelbſt habe ih es indeſſen glei<h na< meiner Ankunft vorgeſtern erzählt, daß über den Tod des Herrn v. Ernau kein Zweifel mehr walten fann, ſeine Leiche iſt in der Spree gefunden worden.“
Herr und Frau v. Oſternau ſtießen einen Ausruf des Staunens und Schrectens aus, Lieschen aber wax gar nicht ſehr erſtaunt. Ó
„Jebt begreife ich,“ ſagte ſie. „Deshalb war Bertha vorgeſtern Abend ſo erregt, als ſie mit dem Vetter Al= brecht in der Fenſterniſche geſprochen hatte; deshalb war ſie dann ſo unendlich liebenswürdig gegen Herrn y. Wangen, vorgeſtern und geſtern. Da Herx v. Ernau nun gewiß todt iſt, ſoll ihn der arme Herr v. Wangen erſetzen.“
„Wie kannſt Du nux ſo lieblos ſprechen!“ ſagte Herr v. Oſternau vorwuxfsvoll.
„Jh ſage die Wahrheit. J< weiß, was ih weiß. Den Millionär hätte ſie no< lieber gehabk, aber da ſie jeht die Hoffnung auf ihn aufgeben muß, iſt Herr v. Wangen auch recht!“
„Kein folches Wort mehr!“ rief Herr v. Oſternau ernſt= lih erzürnt. „Schweig! Wenn Du Deine kindiſche, un= begründete Abneigung gegen Bertha nicht beſiegen kannſt, dann behalte fie wenigſtens für Dich. Du aber, Vetter . Albrecht, exzühle mix weitex, was Du gehört haſt.“