Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.
Roman Don Adolph Strec{fuß. 5
Geſellſchaften brauchten junge Leute nicht bei fich zu ſehen, ſie müßten ſi ſelbt genug ſein; es fei gar niht gut, wenn ein Gutsbeſißer gleih beim erſten Beginn ſeiner Ftablirung aus dem Vollen wirthſchaften könne, im Anfang müſſe ex ſi einſ<ränken lernen, das Geld ausgeben lerne ex ſpäter immer no< frühzeitig genug.
Nach dieſem Grundſaße haite Wangen’s Vater das einfache fleine Wohnhaus auf dem Vorwerke für ſeinen einzigen Sohn eingerichtet, als dieſer ſich verheirathete, und Hugo v. Wangen würde zum Leidweſen ſeiner {önen lebensluſtigen jungen Frau wohl no< manches Jahr unter den beſchränfteſten Verhältniſſen haben wirthſchaften müſſen, wenn ſein Vater nicht ſhon zwei Jahre nah ſeinex Ver= heirathung geſtorben wäre und ihm ſeinen ganzen großen Grundbeſiß hinterlaſſen hätte.
Der alte Herr hinterließ nux zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter, ein Kind von zwölf Jahren. Ex hatte in ſeinem Teſtament beſtimmt, daß ſein Sohn Hugo die ſämmtlichen Güter erben, dafür aber die Verpflichtung übernehmen foſſe, ſeine Schweſter, deren Erbtheil hypo= thefariſ<h auf die Güter eingetragen werden müßte, in ‘ſeinem Hauſe zu erziehen.
Mit Freuden erfüllte Hugo v. Wangen die ihm as das väterliche Teſtament auferlegte Verpflichtung; ex hatte ſeine fleine Schweſter re<t von Herzen lieb, und auch ohne das Teſtament des Vaters würde er ſie ſicherlich nicht von ſi gelaſſen haben, hatte ex doch feiner Mutter, die furz nah der Geburt des Töchterchens geſtorben wax, auf dem Sterbebette kurz vor ihrem Lode das heilige Vex=