Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.
AS Klippen des Glüs. beugung und einem herzlichen „Guten Tag, Fräulein Lieschen !“ zu begrüßen.
„Wie oft ſoll ih Dich bitten, dieſe vertrauliche und füx eine junge Dame von einundzwanzig Jahren gänzlich unpaſſende Anrede zu unterlaſſen!“ Herrſchte ihn Bertha mit ſcharfer Stimme an.
„Nun ja, Frauchen, Du haſt Recht,“ erwiederte er gutmüthig, „ih hatte mi<h wieder vergeſſen! Das Fräu= lein Lieschen liegt mix no<h von alter Zeit her auf der Zunge, und ih denke, Fräulein Lieschen nimmt es mir nicht übel, wenn es mix hie und da wieder entſ<lüpft; aber ih will mi< ſchon beſſern, alſo guten Tag, mein gnädiges Fräulein vy. Oſternau.“ i:
„Das gnädige Fräulein wirſt Du wohl thun, bei der Stellung, welche Eliſe in unſerem Hauſe einnimmt, fort= zulaſſen!“ ;
„Wie Du willſt, Frauchen, ſagen wir alſo, guten Tag, Fräulein v. Oſternau; wix wollen uns über ſolche Förmlichkeiten den Kopf nicht weiter zerbrechen, jede An= vede iſt ja wohl recht, wenn ſie nux gut gemeint iſt. Mach? kein ſo grimmiges Geſicht, Frauchen, ih thue ja, was Du willſt. Verdirb? mir wenigſtens heute den ver= gnügten Abend niht. Den? Dix nux, ih habe heute eine große Freude gehabt, ih habe einen . alten lieben Bekannten, ja ih kann ſagen, einen alten lieben Freund ganz unvermuthet in G. wieder geſehen. Rathe einmal, Frauchen, Du kennſt ihn auh, und auh Sie, Fräulein Lieschen, wollte ih ſagen, Fräulein v. Oſternau !“
Bertha hatte keine Luſt, zu rathen, ſie wartete nux