Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.
Roman von Adolph Strecfſuß. 29
„Gewiß verdient er es, das weiß ih ja am beſten,“ beſtätigte Wangen, „hätte ih gewußt, daß er frei ſei, dann hätte ih ihn mix ſicher um jeden Preis engagirt; aber woher fennen die Herren im Ernau’ſchen Comptoir ſeine vortrefflichen Eigenſchaften? Es iſt unerhört, einen Oberz inſpeftor zu engagiren, deſſen Zeugniſſe man nit einmal geſehen hat.“
Eliſe antwortete nicht; aber ihr Lächeln zeigte, daß ſie wohl eigene Gedanken über den Zuſammenhang dieſes ſelt= ſamen Engagements Habe, welches für Wangen ſo Uun= begreiflih war, daß ex gar niht darüber fortfommen fonnte. Er fam, während er weiter von ſeiner furzen Begegnung mit Storting erzählte, immer wieder darauf zurü>, wie unverſtändlich es auch dieſem ſei, daß er ein ſo unbedingtes Vertrauen gefunden habe. Leider habe ihm Storting in kurzen fünf Minuten, länger habe er ja nicht Zeit zum Plaudern gehabt, nichts Weiteres über ſein Leben in Plagniß erzählen können, er werde dies aber hoffentlich bald nachholen, denn in den nächſten Tagen werde ex, Wangen, na<h Plagniß hinüberreiten, um re<t — eingehend mit dem alten Freunde ſich über die alten ſchönen Zeiten zu unterhalten.
Fräulein Eliſe ſeufzte leiſe bei der Erwähnung der ſchönen alten Zeit, dafür warf ihr Bertha einen bitter= böſen Blick zu; auh ſie erinnerte ſi in dieſem Augen-= bli der alten Zeit, welche für fie gar niht ſchön geweſen war, und mit dieſer Erinnerung wurde zugleich die an die eben erlebte häßliche Scene, an ihren Streit mit Klara wieder erwe>t.