Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Roman von Adolph Stxcctfuß. 23

zurüd>weiſen, iwie ſie jede andere Unterſtüßung zurückgewieſen hat, die ihr Herr v. Saſtrow und andere Verwandte mehr= fach angeboten haben. „So lange ih arbeiten fann, werden wir fein Almoſen annehmen“ hat Fräulein Lieschen ex= flärt, ih habe es ſelbſt gehört und ſehe ſie no< vor mix, wie ſie ſtolz den Kopf erhob, wie ihr ſchönes Auge leuch= tete, als ſie in edlem Selbſtbewußtſein ſo ſprach. Sie hat gearbeitet und wird weiter arbeiten bis zum Aufgebot ihrer legten Kraft, aber eine Unterſtüßung wird ſie nicht annehmen und es au< niht dulden, daß Frau v. Oſternau es thut.“ Wie hatte Egon nux daran denken können, Frau v. Oſternau ein Geldgeſchenk anbieten zu wollen! Storting's Worte überzeugten ihn, daß ein ſolches von Lieschen zurüc>= gewieſen werden würde und müſſe. Er freute ſich jeßt, daß ihn feine Wunde verhinderte, ſelbſt na< Berlin zu reiſen. Wie tief beſchämt würde es ihn haben, wenn er gewagt hätte, Frau v. Oſternau das unzarte Anerbieten einer Un=terſtüßung zu machen, und wenn ex dann mit gere<tem Stolz zurügewieſen worden wäre! Und doch durfte Egon es niht dulden, daß Lieschen ferner gezwungen werde, für den Lebensunterhalt zu arbeiten, vielleicht ſogar ihre Freiz heit zu opfern und in den Dienſt fremder Menſchen zu treten. Aber wie konnte èr es hindern? Ex ſann und ſann, da fam ihm plößlich ein glücflicher Gedanke. „Erzählten Sie mix nit früher einmal,“ ſo fragte er, „daß der verſtorbene Herr v. Oſternau ret beträchtliche Summen dux ſeine Gutherzigkeit verloren habe, daß er vou einem Fabrikanten in Breslau, dem er zum Aufbau ſeiner abgebrannten Fabrik ein re<t bedeutendes Kapital