Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
10 : Klippen des Glüs,
dieſe Einladung nicht, er blieb vor dem Eingang dex Laube ſtehen und ſchaute ernſt ſinnend vor ſich nieder, erſt Bertha's im Ton dex Verwunderung ausgeſprochene Frage: „Woran denken Sie, Herr v. Ernau, weshalb ſeen Sie ſich niht zu mix?“ entriß ihn ſeinein Sinnen. Er war zweifelhaft geweſen, ob ex ſchnell die Laube verlaſſen, umkehren und Eliſe im Herrenhauſe aufſuchen ſolle, jezt aber entſchied er ſich zu bleiben, ex durfte die ihm dur< den Zufall ge= botene Gelegenheit, ſich ganz frei, ungeſtört gegen Bertha auszuſprechen, nicht ungenüßt vorübergehen laſſen.
„Ein Zufall Hat uns heute zuſammengeführt, gnädige Frau,“ fagte er, ohne Bertha’s abermalige Einladung zu beachten, „ih danke ihm, er geſtattet mir, ohne allen Rüthalt zu Jhnen zu ſprechen, Jhnen die volle Wahrheit, die ih Jhnen ſchulde, zu ſagen.“
„Bedarf es zwiſchen uns no< der Worte?“ fragte Bertha, lächelnd zu ihm aufſchauend und ihm die Hand entgegenſtreŒend; er aber ergriff dieſe Hand nicht, er traë ſogar einen Schritt zurü>. Ueberraſcht, betroffen blid>te ſie ihn an. „Mein Gott, Herr v. Ernau, welche plößliche Veränderung iſt mit Fhnen vorgegangen? HZürnen Sie mir? Habe i<h Sie, ohne es zu wiſſen und zu wollen, beleidigt?“ fragte ſie beſorgt. „Sie ſind ſo förmlich, ſo falt, ſo unfreundlich, ſo ganz anders, als bei unſeren leßz= ten Zuſammenſein !“
„Jh kann Sie nux bitten, gnädige Frau, verzeihen und vergeſſen Sie, was ih in einem Momente dex Aufregung, der ſträflichen Selbſtvergeſſenheit gegen Sie und gegen metz nen Freund Wangen geſündigt habe.“