Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

76 y Der Teufel3medikus.

So beſchloſſen Mutter und Sohn denn, vorerſt deu viel Verleumdeten eine Genugthuung zu: geben und ſich zugleich aus eigener Anſchauung zu vergewiſſern, daß keinerlei heim-= liches Wirken auf den Patienten ausgeübt werde, denn ſelbſt die Markgräfin hatte nicht ganz den darauf hindeu= tenden Einflüſterungen widerſtanden.

Sie entließen beide Pfleger gelegentlih für einige Stunden, um in aller Süille ſelbſt die gründlichſten Nachz forſchungen anzuſtellen, und dieſe, froh ihrer Freiheit und im vollen Gefühl ihres guten Gewiſſens, waren Jedes nach ſeiner Stube gegangen.

Aber ſchon nah kurzex Friſt öffnete ſich Urſula's Thüre, und Burkard Keller’3 Kopf erſchien in derſelben.

„Seid Jhr niht na<h Kuppenheim, Herr? Das Wetter iſt Euch wohl zu ſ{<limm? So tretet ein,“ empfing ſie ihn.

Ex ſebte ſih zu ihr an den Tiſch, ſeine Mienen waren aufgeregt und finſter.

_ _Veberraſcht und erſhro>en ſah ſie ihn an. Ex hatte nie wieder ſo au3geſehen ſeit jener Nacht, da er ihr be= fannte, daß er die Kordula liebe. Damals war er von ihr gegangen, entſchloſſen, die Liebe aus ſeinem Herzen zu reißen, und ſeitdem hatte er ſi<h in Wort und Geberde kein Anzeichen entſhlüpfen laſſen, welches an jenes Be= fenntniß erinnerte. Auch bemerkte ſie längſt, daß ex die Zimmer der Markgräfin mied , daß ein ſcharfer, ſtrenger Zug um ſeinen Mund hervortrat und daß er regelmäßig nach Kuppenheim ritt oder ging, mochte das Wetter fein, welches es wollte.

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