Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

Hiſtoriſcher Roman von L. Haidheim. 77

Daß Zſa troÿdem von ihrer Eiferſucht nicht ließ und häufig nah der Burg herauf kam, angeblich die Frau Markgräfin zu beſuchen, in Wahrheit aber, um Kordula zu überwachen, hatte Urſula auch wohl bemerkt, ſowie auch, daß Lehtere in mancher Weiſe ihre Liebe zu Burkard Keller verrieth. Da er aber ſtill und wie in Zorn und Troß gegen ſich ſelbſt ſeinen Weg ging und ſich weder von Jſa erzürnen, noch von Kordula lo>en ließ, ſo dachte ſie nah und nach kaum no< anders von jenem Geſtändniß, als daß Burkard in augenbli>licher Erregung geweſen und ſeiner ſündhaften Neigung bald Herr geworden ſei.

Viel ſ{limmer ſtand es dagegen mit der Kordula ; ſie wußte es aus den Bekenntniſſen und dem Jammer dés Fräuleins, welches mit zahlloſen Thränen die Markgräfin beſ<hworen, ihr beizuſtehen, um das Verlöbniß mit Antonio zu löſen.

Die hohe Frau war anderer Meinung und hatte mit Strenge und Zureden ein gutes Werk zu thun geglaubt, als ſie Kordula dahin brachte, zu ihrer „Pflicht“ zurü>= zukehren. Der Segen der Kirche hatte dann Kordula’s Verlöbniß noch feſter binden ſollen, wie es die Sitte jener Zeit in vornehmen Häuſern wax, denn für den Grafen wie für ſie ſchien die Heirath zu vortheilhaft, um ſie leichthin aufzugeben, und die Markgräfin hatte obendrein aller Liebe und Nachſicht bedurft, um der Tochter ihrer Schweſtex dieſen tadeln3werthen Wankelmuth zu verzeihen, deſfen ge= heime Urſache ihr ſo wenig, als leider auch den anderen Burgbewohnern verborgen geblieben war.

Jn ihrer großen Noth war Kordula zu der alten Kam=*