Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

80 Der Teufelsmedikus.

den geiſtlichen Herrn riefen,“ ſagte Urſula. „Es iſt aber auch vielleicht beſſer, daß ſie ein zwingend Muß hat, ihre unſelige Leidenſchaft zu beſiegen ; jeßt wird es Euch ebenſalls leichter um's Herz werden, denn ih mexfe wohl, Jhr ſeid uno< immer nicht ganz frei von der Verſuchung,“ redete Urſula ihm zu.

„Gei?“ vief ex ſ{merzli< und dann ging ex von ihr weg an das Fenſter und ſtarrte ſchweigend in die Finſter= niß hinaus. Sie ſah, er bebte vom Kopf bis zu den Füßen. „Das nennt nun ſol<? eine fromme Frau, wie die Herrin, ein Gott wohlgefällig Werk, daß ſie die Kordula beredet, Untreue im Herzen und wiſſentlich ohne die rechte Liebe dem Oettingen ſih zu verloben,“ ſagte er nach einer Weile, ohne ſih umzuſehen, bitter.

„Der Zwang von außen thut's nicht, Herr, darin habt Ihr Necht, aber der eigene Wille macht zuleßt das Herz ruhig — ih weiß es,“ ſagte Uxſula ſanft und ernſt.

Da trat ex vor fie hin.

„Habt Fhr auh jemals gewußt, weiſe Urſula, daß die Liebe eine Höllenqual iſt?“ fragte er dann, er ſah aus, wie wenn er im Jrrſinn rede.

„D, Herr Burkard, Herr Buxkard! Jhr ſeid in der Prüfung, in ſchwerer Prüfung, laſſet ſie niht Meiſter wer= den über Euch!“ rief ſie.

„Wenn ich ſähe, daß der Oettingen fie anrührt, ih ſ<hlüge ihn todt!“ fnirſchte er.

Vor ſolcher Leidenſchaft verſtummte entſezt die arme Urſula. Sie hatte geliebt ohne Zweifel, ohne Sündhaftig= keit, wie ſie meinte, ihr war die Liebe ein Sonnenſtrahl

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