Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

82 Der Teufelsmedikus,

deullih — alſo die ahnende Stimme, die ihm zurief: „Das iſt Kordula und keine Andere!“ Sie war es, ex exkannte ihren langen ſtaubfarbenen Reitmantel, den ſie zum Schuß gegen die Kälte übergeworfen.

Der Gang mündete durch eine Thüre auf einen von hölzernen Säulen getragenen Altan, der auf der Jnnen= ſeite cines der Burghöfe lag. Die Fliehende bemühte ſi< in angſtvoller Haſt, das ſchwere Thürſchloß zu öffnen, welches ihren bebenden Händen widerſtand.

Mit zwei Schritten, niht mehr wiſſend was ex that, hatte ex ſie erreicht. :

„Kordula, warum flieht Jhr vor mix?“ fragte ex wie beſinnungslos.

„Ihr ſeid e? Jhr, Herr? O, Herr Burxkardl“ Und ohne ſich jemals einander geſagt zu haben, daß ſie ſi< liebten, zog ex ſie in ſeine Arme, lag ſie plöblich an ſeiner Bruſt, zitternd und {lu<zend, und ex hielt ſie umſ<hlungen und hatte Alles vergeſſen, wofür ex ſo tapfer und energiſch Monate lang gekämpft.

Es war fein Liebesglüc mit Jubeln und Lachen, wie es den Beiden heute in der ſtillen Nachtſtunde ſo urplöh= li<h und unerwartet gekommen ; ſchweren Sinnes und Uef ernſt ſaßen ſie im Schatten des Altans bei einander, füß= ten ſi viele Male, erzählten ſich, wie ſie ſich geſehnt, was ſie gelitten und wie ſie gekämpft Hätten gegen ihre Liebe, hielten einander umſ<hlungen und bei den Händen und ſagten ſich, daß ſie einander ja doh nie angehören fönnten und ſi<h trennen müßten füx ewig. Sie flagten auch, daß ſie ſehr unglü>li<h wären, und dann ſanken ſie ſi