Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

Hiſtoriſcher Noman von L. Haidheim. 85

ſula, der alte Diener, und fonnten es nict faſſen, daß Bunx= fard Keller dem Patienten kaum nahen durfte.

Und wie dieſer ausſah! So erſchüttert, ſo unſicher, ſo hoffnungslos und gedrüc>t | Da war nichts heute von ſeiner eigenthümlichen Sieghaftigkeit, welcher die Anfälle des kran= fen Herrn ſofort gewichen waren. ;

Aber dann raffte er ſich auf, ex durfte ſich niht nachſagen laſſen, daß ex ſeine Macht über denſelben verloren habe. Zum erſten Male gab er ein Medikament, und es wirkte \{<nell; der Kranke hatte ſih müde und matt gerast, er ſchlief und als er nach vielen Stunden erwachte, war ev wieder ſtill und hatte den ganzen Vorgang völlig vergeſſen, Burkard Keller erſchien ihm wie bisher der Jugendfreund, dem ex willig folgte, wie zuvor.

Keller hatte nah der Anſicht der Markgräfin geſiegt; ihn ſelbſt aber hatte, wie es ſchien, die Aufregung und Anſtrengung mehr als ſonſt mitgenommen, denn er ſah plößlih wie um Jahre gealtert aus.

Was in ihm vorging, konnte Burkard Keller keinen Menſchen vertrauen, doh auch das ging nah einigen Taz gen, in welchen der Markgraf fehr ruhig wax, vorüber. Daß ex mehr als je ſi ſeinem Herrn widmete, ſobte man höli<ſt, und daß Jſa in dieſer Zeit auf den Beſuch des Bräutigams verzichten mußte, ſchien ihr ſelbſt nux natürlich.

Obgleich nun in der Burg ein Brautpaar war, welches der Markgräfin ſo nahe ſtand, merlte man in dieſen ſorgen= vollen Tagen kaum elias davon, um ſo mehr, als die Braut im Bette lag und über gewaltiges Neißen im Kopfe