Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

Hiſtoriſcher Noman von L. Haidhein. 89

Burkard Keller hatte es ſi<h zum Grundſaß gemacht, den Jtaliener ſo wenig zu ſehen wie die Luft, welche er athmete. Mochte dieſer no< fo frech auflachen, ſobald ex an ihm vorbei ging, mochte ex fonſt au jede Heraus= forderung verſuchen, ex wollte ſie niht ſehen ; aber dieſe Selbſtbezwingung wurde ihm herzlich ſauer, und des hohn= vollen Venetianers Mienen wurmten ihn um fo bitterer, je mehr das Weſen des Markgrafen wieder zurüdſank auf den alten Punkt und die Wuthausbrüche ſih häuften.

Jn dex ſtillen Nachtſtunde ſaßen Burkard und Kordula v. Jugenheim einmal wieder beiſammen; ſie ſtrich ihm zärtlich unter ſtürmiſchen Liebkoſungen das Haar aus der Stirn und fragte ihn, warum er denn auch heute wieder _ ſo finſter ſehe, wo ihm doh der regierende Herr ein ſo ſ<hönes Pferd mit auserleſenem Sattel= und Zaumzeug zun Geſchenk gemacht habe?

Ex ſah ſie mit ſeinen glühenden Augen faſt finſter an.

„Jh weiß nicht, ob ih Dich beneiden ſoll, daß Du ſo ohne andere Sorge biſt, als die, daß man uns verz rathen könnte, und ohne Vorwurf dahin lebſt. Wir thun doch Beide ſchwere Sünde, und der doppelte Betrug bedrüdt mix das Herz, daß ih nie mehr froh ſein kann, außer zu= weilen bei Dix,“ ſagte er.

„Der Liebe ſind alle Liſten erlaubt, habe ih Antonio öfter ſagen hören, und daß ih falſ< gegen ihn geweſen, fann er mir wahrlih niht vorwerfen. J<h habe ihm zornig und feſt geſagt, daß ih ihn niht mag und daß ih frei ſein wolle; ex hat gelacht und die Achſeln gezu>t. Wenn mein Liebling nux öfter zu mix käme, da würde