Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

Hiſtoriſcher Roman von L. Haidheim. 91

überzeugt ſei, unendliches Leid werde aus einex unzeitigen Entde>ung ihrer beiderſeitigen Liebe entſtehen.

Er ſah das ſelbſt ein. Sein ſehnlihſter Wunſch war, fich von Jſa mit möglichſter Schonung zu löſen und dann ofen um Kordula zu werben.

Die holde Schmeichlerin verſtand es aber immer wie= der, ihn zur Ruhe zu ſprechen, und wie ſehr er ſih auch, fern von ihr, einen Schwächling, einen wahnſinnigen Thoren ſchalt, in ihrer Nähe fand ex ſo unendliches Glü>, ihre beider= ſeitige Liebe erſchien ihm dann ſo ganz und gar berechtigt, daß er wiederum in ſolchen Stunden ſich thöricht vermaß, dieſelbe gegen die ganze Welt vertreten zu fönnen.

So ging der Winter trübe genug dahin und doch ſo eintönig, daß zuleßt Alle erſtaunt waren, als plößlih der Frühling kam.

Die fröhlichen Abendunterhaltungen bei der Markgräfin hatten aufgehört; die Fräulein, welche dur ihre Heiter= feit die alte Burg ſo freundlich belebt hatten, waren zu ihren Eltern zurü>geſchi>. Nux Kordula blieb, aber um fo mehr laſtete auf ihr allein nun die Sorge für die Er= heiterung der tief gebeugten fürſtlichen Muhme, fo daß faum jemals ein freies Stündchen für ſie kam.

Der Thauwind fuhr im Februar über die Berge, le>te den Schnee von den Höhen und aus den Gründen , ließ alle Waſſerbächlein voller und übermüthiger plätſchern, die Flüſſe lauter rauſchen, ab und zu durhdrang ein warmer Sonnenſtrahl die eilenden Wolken und linde Lüfte wehten über Berge und Thäler dahin.