Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.
Hiſtoriſcher Roman von L, Haidheim. 71
Kaum einige Minuten vor ihm waren ſtürmenden Laufes der Signor Torbelli und Graf Antonio vor der Burg erſchienen und hatten in athemloſer Spannung ſcheu und bleich na<h dem Herrn Maxkgrafen Philipp gefragt.
Der wax noch da, ſie eilten in die Trinkſtube, wo er eben mit einigen Herren beim Veſpertrunk ſaß.
Dort hatten ſie das Schrefliche laut ausgeſchrien : Graf Antonio und Torbelli hätten den Ritter Burkard überraſ<t bei teufliſher Buhlſchaft! Das Marmorbild hatte er mit ſeinen Armen umſchlungen gehalten und in ſhändlicher Liebesraſerei geküßt. Da war den Beiden der Zorn übermächtig geſ{<hwollen, Antonio hätte den Ver= brechex, den Abſcheulichen, zum Zweikampf gefordert, und Torbelli das ſ{mähli<e Gößenbild vom Altar geſtoßen. Bei der Kapelle aber liege der Teufelsmedikus. Gott habe ihn gerichtet, ſagten ſie.
„Jhr lügt! Jhr lügt!“ hatte aber der Maxkgraf in fur<tbarem Born aufgeſ<rien und mit wildem Lon be= fohlen, beide Ankläger ſofort gefangen zu nehmen.
Eine ungeheure Aufregung ergriff alle Männer. Sie begriffen ſämmilich, der Markgraf hatte Recht.
Da ſtürzte der Wildhüter wehklagend und hilferufend heran; ſie ſahen Alle ein, daß es zuerſt hier Nöthigeres zu thun gab. Eine Bahre, Leinwand, Windlichter ſollten gerüſtet werden, man ſchrie und lief wie außer ſich dur einander,
Der alte Ritter Keller ſaß unterdeß mit ſeinem Sohne Hubert fröhlich zuſammen, da hörten ſie den Lärm, und ein Knecht rief den Fragenden zu: Herr Burkard liege erſhla= gen bei der Kapelle!