Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
Von A. Graſer. 189
geſtedt hatte. Nachdem er am 18. Mai eine Heexrſchau vor der Stadt Mexiko gehalten hatte, rückten am Abend 10 Uhr auf geheimen Befehl feine Garden und die Be= ſahungstruppen aus den Kaſernen und riefen ihn zum Kaiſer aus, während der Pöbel unter tumultuariſchen Kund= gebungen gegen ſeine Widerſacher im Kongreß zuſtimmte. Von der Verſammlung der Cortes, welchen ex in einem Aufruf an das Volk mit erheuchelter Beſcheidenheit die Entſcheidung überlaſſen zu wollen exklärt hatte, ward er aufgefordert, der Sibung beizuwohnen. Unterwegs ſpannte ihm die jubelnde Volksmenge die Pferde aus. Ex erſchien mit ſeinem Generalſtabe, zugleich aber drängten ſich Solz daten und Pöbel in den Saal, welche die Gegner Jtur= bide’s durch die ärgſten Drohungen einzuſchüchtern ſuchten.
Um Ruhe herzuſtellen, ließ der Präſident ein Garde= regiment aufmarſchiren. Angeſichts der Bajonnette wurde unter betäubendem Lärm zur Abſtimmung geſchritten, dur welche Jturbide mit 77 gegen 15 Stimmen zum fon ſt i= tutionellen Kaiſer gewählt wurde. Unter dem Druck der Gewalt erklärte dex Kongreß dann ferner am 22. Juni die Krone für exbli< in Jturbide's Familie, worauf der neue Kaiſer am 21. Juli mit ſeiner Gemahlin unter großer Prachtentfaltung gekrönt wurde.
„Auguſtin T., dur< die Gnade Gottes und durch den Kongreß ernannter fonſtitutioneller Kaiſer“, wie ſich Jtur= bide jeht anſpruchsvoller Weiſe nannte, zeigte bald, daß eine ernſte Auffaſſung ſeiner Regentenpflichten ihm weniger nahe lag, als das Beſtreben, den Herrſchern Europa's dur eine mögli<hſt glänzende Ausſtattung ſeiner Hof=