Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
202 Etwas von der Naſe,
Die gebogene oder Adlernaſe, die auh wohl bei beſonders tiefgebogener Spibe als Habichtsnaſe bezeich= net wird, iſt meiſtens das Symbol willensſtarker Energie und läßt niht eben auf ein Vorwiegen der Jntelligenz und des feineren Erkfenntnißvermögens ſ{ließen. Dieſe Ex= fahrung ſteht in natürlichem Zuſammenhange damit, daß eine ſolche Naſenform gewöhnli<h mit geringerer Ausbil= dung des Vorderhauptes, dem .Siße der geiſtigen, vet eigentlich „erkennenden“ Kräfte, dagegen mit ſtärkerer Ent= wi>elung des Hinterkopfes und damit des „fleinen Hirns“, der Region der Triebe und der Willenskraft, zuſammen vorkommt.
Die Spaltung dex Naſe endlich, jene eigenthüm= liche Vertiefung in der Mitte der breiten Naſenſpibe, welche “bei ſonſtiger ungünſtiger Phyſiognomie „nur eine Rohigfeit mehr in den Zügen des geſammten Antlibes iſt“, wie ſich ein bewährter Menſchenkenner äußert, muß bei bedeu= tendem Schädelbau als ein Zeichen vorwaltenden Unterſcheidung8vermögens gelten, was die Porträts von Män-= nern, die ſich in früherem und gegenwärtigem Zeitalter durch ſcharfen, praktiſchen Weltverſtand ausgezeichnet haben, denn au< durchaus beſtätigen.
Alle dieſe Hauptformen der Naſe kommen nun zwar au bei dem weiblichen Geſchlechte vor, jedo<h meiſt nur in leiſeren Andeutungen, wie ja im Allgemeinen überhaupt dem weiblichen Geſchlechte zartere und weichere, das Heißt abgerundetere Formen eigenthümli<h ſind. Dieſelbe Form,
die am Manne ret wohl no< als „männli<h ſ{hön“ oder „eigenartig feſſelnd“ gelten kann, würde am Weibe eine