Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

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Von Alfred Stelzner. 903

Karikatur ſein, und wie ſehr dies beſonders von der Bilz dung der Naſe gilt, weiß Jeder, der in ſeinem Leben ein= mal einer ſehr ausgeſprochen geſtre>ten, gebogenen, diden oder zugeſpißten Naſe in einem Frauenantliß begegnet iſt.

Dennoch verleiht nah Uebereinſtimmung alex Phyſio=z gnomen gerade eine etivas größere, in ſchärferen Linien modellirte Naſe, in der eine der obigen Grundformen leiſe angedeutet erſcheint, au<h dem Frauenantliß einen hervor= ragenden geiſtigen Ausdru>, wenn auh gar nicht zu ver= kennen bleibt, daß ſi ſhon über die eigenthümliche Shön= heit und die phyſiognomiſchen Reize der Stumpfnäschen in gewiſſen Mädchengeſichtern ganze Bücher ſchreiben ließen.

Es tvurde ſchon hervorgehoben, daß die Bewegungs= fähigkeit der Naſe eine verhältnißmäßig geringe iſt. Immerhin wohnt jedoch den drei ſelbſtſtändigen Bez wegungen, deren die Naſe überhaupt fähig iſt, eine niht unwichtige mimiſche und phyſiognomiſche Bedeutung bei. Dieſe Bewegungen beſtehen in dem Aufſ<hwellen der Naſenlöcher, dem Symbol geſpanuteſter Aufmerkſamkeit und höchſter Kraftentfaltung, dem Schließen oder Herabziehen der Naſenlöcher, dur<h welche mimiſche Bewegung vorzugêtweiſe der weinerliche Ausdru> des Geſichtes hervorgebracht wird, und ferner dem Rümpfen dex Naſe, das urſprünglich die Folge einer üblen Geru<hs8empfindung iſt, in ſeiner Bedeutung als mimiſcher Geſichtszug jedoch den Affekt bitterer und twiderwilliger Mißachtung zum bhyſiognomiſchen Ausdru> bringt.

Wie die Geſichtsmuskeln überhaupt als die Diener der