Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

172 - In letter Stunde.

Feldheim’s ſchönes Geſicht war ſtark geröthet, und ſeine blißenden Augen verriethen, daß er fi< in weinſeliger Stimmung befand.

„Jh habe im Kreiſe einiger Freunde meinen leiten Sunageſellentag gefeiert,“ rief er ziemlich laut, „Du mußt mi ſchon entſchuldigen, theure Meline.“

Alles Blut wax aus dem Antliße der jungen Frau gewichen; ihre Lippen bebten und ihre Augen „ſchoſſen drohende Blibe, aber noch hielt ſie an ſich.

„Deinen lehten Junggeſellentag gefeiert,“ wiederholte ſie langſam; „es iſt alſo Dein Ernſt, Du willſt jenes Mädchen wirklich zu Deiner Frau machen ?“

Dex Baron zu>te die Achſeln.

„Bleibt mix denn eine andere Wahl? J< ſte>e tief in Schulden und brauche eine reiche Frau.“

Meline grub ihre kleinen weißen Zähne fo tief in die Unterlippe, daß ein Blutstropfen hervorquoll.

„Und ih?“ frug ſie mit heiſerer, unſicherer Stimme.

„Theuxe Meline, Du mußt Dich eben zu tröſten wiſſen; ih kann Dix nicht helfen. Haſt Du uicht auh um Geld geheirathet ?“

Ein wilder Schrei ertönte von ihren Lippen. „Erz barmen, Erbarmen, ſprich nicht ſo, Du kannſt nicht ſo herzlos ſein,“ rief ſie, halb finnlos vor Schmerz. „JG liebe Dich, ih liebe Dich ja, und will Dix Alles exſeben! Sieh’, ſieh? mih hier zu Deinen Füßen, ih will Dix Alles opferú und mit Dix fliehen! Laß mich niht zurü> bei dem Manne, den ih nie geliebt und deſſen Liebe ich dur meine Kälte verſcherzt habe. Cr weiß Alles! Er hat