Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Novelle von C, Wild. 175

Freunde gaben ſi< wohl alle Mühe, das Ganze irgend einem unglü>lichen Zufalle zuzuſchreiben, aber kein Menſch wollte an einen ſolchen glauben, und Nohnegg ſtand allem dieſem machtlos gegenüber.

Ada war die Einzige, die dieſem Unglücke gegenüber eine eherne Stirne zeigte. i

Freilich, was ſie litt, was ſie duldete, als ſie den geliebten Mann ſo niedergebeugt ſah, das ahnte Niemand.

Mit ruhigem, freundlichem Ernſte ſuchte ſie Rohnegg zu tröſten, ohne jemals au< nux durch einen Bli>k zu verrathen, wie theuer ex ihr ſei; ſo wenig ſympathiſch ihr auch die beiden Todten geweſen waren, ſie hätte es für Sünde gehalten, anders als mit einem tiefen Gefühle des Mitleids an ſie zu denken, und ihren ſanften Worten gelang es, in Rohnegg’s Seele mildere Negungen zu erz weden.

Mit dem finſteren Grolle ſchwand au< langſam das brennende Gefühl der Shmach, das ex bisher bei dem Gedanken an Meline und Feldheim empfunden, und höher hob ſi< ſein Haupt, während ſein Bli> wieder hoffnungsfreudig der Zukunft entgegenſah.

Die Generalin hatte bald nah dem Tode ihrer Toch-z ter das Schloß verlaſſen; NRohnegg hatte ihr großmüthig eine jährliche Rente ausgeſeßt, welche ſie vor Nahrungsſorgen bis an ihr Lebensende ſchüßte.

Nun hauste Rohnegg wieder allein auf ſeinem herr= lichen Beſibe, in raſtloſer Arbeit Troſt und Vergeſſenheit ſuchend.

Zuweilen beſuchte er Ada, um ſich an ihrem ſtillen,