Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

176 : Sn legter Stunde.

ernſten Weſen, an ihrer ruhigen, ſich ſtets gleich bleiben= den Freundlichkeit zu erqui>en, aber no< ſtand er zu ſehr unter dem Drud>e des o jäh auf ihn hereingeſtürmten Unglü>es , um daran zu denken, um das Weſen zu wer ben, deſſen Beſiß allein ihm die Gewähr für ein bleiben= des, friedliches Glü> bot. Wußte er denn, ob ſie die Uebe eines Mannes annehmen würde, der es nicht ver= ſtanden hatte, ſih die Treue des ihm angetrauten Weibes zu ſichern, das ſeinen Namen mit Schmach und Schande überhäuft hatte. ;

Zum zweiten Male ſeit Melinens Tode war es Herbſt geworden, und no< immer nicht hatte er ihr Grab be= ſucht, um ihr ſeine Vergebung zu bringen.

Jn der Familiengruft drunten auf dem kleinen Dorf firchhofe ruhten die ſterblichen UVeberreſte der ſhönen Frau, von dex ex geſagt, ſie ſei einem unglüd>lichen Zufall zum Opfer gefallen, und es hatte ihm große Ueberwindung gekoſtet, die treuloſe Frau neben der Mutter zu betten, die das reinſte, edelſte Weib geweſen.

Um der Welt nicht noh mehr Urſache zum Gerede zu geben, hatte er dem Begräbniſſe beigewohnt, er hatte das Grab mit den ſ{höuſten Blumen ſ{<müd>en laſſen, aber er, der früher fo oft das Grab der Muttex beſucht hatte, war, ſeit Meline dort ruhte, noh mit keinem Schritte wieder in der Gruft geweſen. -

Mit grollendem Herzen wollte ex dieſe Stätte des Frie= dens nicht mehr betreten.

Und eines Tages ſtand er dennoch dort, wie von einer magiſchen Gewalt getrieben,