Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Von Theodor Winkler. 181

Damit wax der Schleier des Geheimniſſes gelüftet. Schiller antwortete ihr darauf u. A. :

„Unter dem Heere von Gedichien, welche dem Hexra18= geber eines Almanachs von allen Enden unſeres verfereichen proſaiſchen Deutſchlands zufließen, iſt die Erſcheinung einer ſ<önen und ‘wahren poetiſhen Empfindung, fo wie ſie in mehreren Jhrer Gedichte lebt, eine deſto angenehmere Ueberraſchung.“

Mit dieſer ſhmeichelhaften Anerkennung verband dex Dichter die Bitte um weitere Beiträge für den Muſen= almana<h und den Wunſch, die perſönliche Bekanntſchaft der Dame machen zu dürfen. JZ

Wer war glüclicher als Luiſe? Die erſehnte Verbin=dung war nun angeknüpft und wurde lebhaft fortgeſeßt.

Luiſe wax als die Tochter eines Kreisfetretärs am 9. Februar 1777 zu Nochliß in Sachſen geboren, zux Zeit der Anfnüpfung mit dem großen Dichter alſo zwanzig Jahre alt. Schon in früher Jugend zeigte ſie Neigung und Beruf zur Poeſie, und als nun ihr Vater 1787 als Geſleitsfommiſſar na<h Weißenfels verſeßt wurde, fand ſie al8bald mit ihren Eltern Eingang in dem Hauſe des Freiherrn v. Hardenberg, der als kurfürſtlich ſächſiſcher Salinendirektox daſelbſt lebte. Luiſens lebhafter Geiſt, ihx warmes Gemüth, ihre anziehenden Umgangsformen und beſonders ihre Liebe und Begabung zur Dichtkunſt erwarben ihr raſh die Gunſt der genannten Familie, in der ſie ein jeder Zeit gern geſehener Gaſt wurde. Jus= beſondere waren es die Töchter des Hauſes, die ſich ihr in inniger Freundſchaft anſchloſſen, niht mindex dex