Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Von Theodor Winkler. 183

ſiebte, die herzlichſte Aufnahme, genoß an ſeiner Seite die Schönheiten der Stadt und ihrer Umgebung, fnüpſte mancherlei intereſſante Bekanntſchaften an und ſchien zu ihrem Glü>e nichts zu entbehren, bis eines Tages ein plößlicher Umſchlag in ihrer Stimmung eintrat, der ihr den Aufenthalt am Elbeſtrand ſo unleidli<h machte, daß ſie exflärte, nicht länger bleiben zu können und alles Zu=redens ungeachtet ſi< zur Rückkehr in's Elternhaus ent= \{<loß. Jn Weißenfels aber nahm dieſer Zuſtand von Schwermuth nur no<h mehr zu und warf ſie ſ<ließli< auf's Krankenlager, auf dem ſie ſe<s Wochen lang zwiſchen Leben und Tod ſchwebte.

Am 7. September verlangte Luiſe, obſchon noh nicht vollfommen geneſen, das Zimmer zum erſten Male zu verlaſſen. Dex ängſtli<h um ſie beſorgte Vater begleitete ſie, während ſie ſi< auf einem Korridor im Hofe des Hauſes erging. Kaum aber hatte ſie einige Schritte ge= than, als ſie ſih plögli<h vor den Augen des Vaters von dem zwei Stockwerke hohen Gange in den Hof hinabſtürzte, wo ſie den geſuchten Tod unfehlbar gefunden haben würde, wenn die Gewalt des Sturzes nicht dur< ein vorſpxingen= des Dach, auf das ſie auffiel, abgeſchwächt worden wäre.

Luiſe hatte beſonders am Kopfe fehr gefährliche Bex= ſehungen davongetragen und ſchien anfangs ſich nicht wieder erholen zu ſollen. Auf die Nachricht von dem ent= ſelichen Vorfall kam ihr Bruder ſchleunigſt aus Dresden, denn man fürchtete, daß er ſie zum leßten Male ſehen werde. Allein Dank ihrer damals noh kräftigen Natur und dex ſorgſamen Pflege überwand Luiſe doch die ſ{<ue>=