Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Von Theodor Vinile. 185

nung, die allerdings bei näherer Bekanntſchaft bedeutend geivann. :

Nachdem ſie ſi< von dem gewaltſamen Stuxze wieder völlig erholt hatte, vertiefte ſie fich mit doppeltem Eifex int die Poeſie und ſuchte darin Vergeſſen für das, was ihr Gemüth bedrüctte. Auch Schiller kam wieder an die Neihe. „Z<h weiß niht,“ ſ{<reibt ſie thm unter Anderent, „es iſt mix, als wenn i<h bei Jhnen für Älles Verzeihung hoffen dürfte... Wollte der Himmel, i< fönnte Sie einmal perſönlich ſehen, 1h habe hunderterlei auf dent Herzen, was i<h FJhnen ſagen und worüber ih Sie um Jhren Nath bitten wollte.“ Und Schiller {rieb ihr zurü>, ex wünſche ebenfalls von Herzen, re<t bald dur< die perſönliche Bekanntſchaft der Dichterin exfreut zu: werden. A

Luiſe bot nun Alles auf, dieſe Begegnung zu verwirk= lichen; es fam abex vorerſt niht dazu. Herbe Schicfſa l= ſ<läge warteten ihrer, dur< die ſie auf's Neue tief dax= niedergebeugt wurde. Mit grauſamer Hand zerſtörte dex Zod den fleinen, engverbundenen Kreis ihrer Angehörigen und Freunde. Am 25. März 1801 ſtarb, noch nicht dreißig Jahre alt, ihr bewährter Gönner, Lehrer und Berather Novalis; bald darauf ihre eigene Schweſter Ainalie; ferner noh in demſelben Jahre Novalis? Schweſter, Sidonie vy. Hardenberg, ihre beſte Freundin; und endlich jene geheimnißvolle, ihr ebenfalls innig zugethane Thereſe v. N, die ihr den Weg zu Schiller gebahnt hatte. Luiſens weiches Gemüth wurde dux<h dieſe raſh na< einander folgenden Trauerfälle fo erſchütiert, daß ſie abermals be=