Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

186 Eine unglü>liche Dichterin.

denklih exkrankte und lange Zeit an ihrem Auffommen gezweifelt wurde.

Aber auh diesmal erholte ſie ſich wieder, und das Erſte, was ſie ſchreibt, ſobald ſie die Feder wieder führen kann, iſt ein Brief an Schiller, dem ſie vertrauensvoll und in wahrhaft rührender Weiſe ihr Herz aus= ſchüttet: „Wundern Sie ſi<h niht,“ Heißt es da nah der Mittheilung all der erlittenen Schitſalsſchläge, „w1n= dern Sie ſich niht über die Aengſtlichkeit, mit der ich auch Jhr Wohlwollen zu verlieren fürchte; wenn man ſo Vieles, was man liebte, dur< den Tod verloren, wie ih, ſo ſtrebt man mit einer Art von Aengſtlichteit das zu erhalten, was no< übrig blieb. J< habe jeht Niemand mehr, dex mix auf dem Wege der Poeſie die Hand bieten fönnte, Niemand wenigſtens, zu dem ih ſo viel Vertrauen hätte, als zu Jhnen; Sie waren es, der mir zuerſt Muth einflößte, der mich zuerſt in den öffentlichen Kreis der Dichter einführte; iſt es dann ein Wunder, wenn ih zu Jhnen das größte Vertrauen habe? Und ſollten Sie mix wohl die Fortdauer Jhres Wohlwollens verſagen? Sollten Sie der Unglüclichen das entziehen, vas Sie der Glü>klichen einſt ſchenkten?“ Und nachdem Luiſe noh den mächtigen Eindru> geſchildert, den Schiller?s „Wallenſtein“, fowie ſeine „Maria Stuart“ auf ſie ge= macht, fährt ſie fort: „Ach, wie glü>lih wäre ih, wenn ih in Jhrer Nähe leben könnte," wenn ih mir zuweilen aus Zhrem eigenen Munde Rath und Belehrung erbitten fönnte! Wie viele Jahre habe i< nun ſchon vergebens gewünſcht, Sie einmal perſönlich zu ſehen! Werden Sie