Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Von Theodor Winkler. 187

mix wenigſtens erlauben, Jhnen zuweilen zu ſchreiben und Sie nur zuweilen, nux ſelten um FJhren Rath zu bitten. J<h will niemals wieder fo lange Briefe ſchreiben wie dieſen, denn i< fühle wohl die Koſtbarkeit Jhrer Zeit. Jhre Entſchließung gegen mich ſei indeſſen, welche ſie wolle, immer werde i< mit der innigſten Verehrung ſein Jhre Luiſe Brachmann.“

Schiller antwortete, wenn au<h infolge mancherlei Ab= haltungen erſt nah längerer Zeil, mit der alten Freund=lichkeit, verſicherte die Briefſchreiberin feiner herzlichſten Theilnahme und ſpra<h den Wunſch aus, daß vor Allem ihr Gemüth ſi<h bald aufheitern möchte. Leßterxes ſollte ſich freili<h niht erfüllen. Ein neuer Schlag traf die Bedauernswerthe, indem bald darauf ihre geliebte Mutter vom Tode dahingerafft wurde. Sie wax nun faſt ganz vereinſamt, und außer ihrem in der Ferne lebenden Bruder und ihrem alten, mit Berufsgeſchäften überhäuften Vater, dem ſie die Wirthſchaft führte, hatte ſie keine Familien=angehörigen mehr. Das Verlangen nah einem Beſuche in Weimar (wohin Schiller inzwiſchen übergeſiedelt war) ſchien daher völlig aufgegeben werden zu müſſen. Allein ihre Sehnſucht na< dex perſönlichen Bekanntſchaft des Dichters klingt doh mit gleiher Stärke durx<h alle fol= genden Briefe an denſelben dux<h. Schiller lud ſie wieder= Holt auf's Herzlichſte ein, und endlih im Septembex 1803 fam ſie mit ihrem Vater in Weimar an, two ſie von dem Dichter freundlichſt empfangen wurde und meh= rere Zage in deſſen Hauſe zu Gaſte war.

Während dieſer Tage mochte Luiſe alles Leid vergeſſen,