Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

18 Eine unglüe{liche Dichterin.

was bisher auf ſie eingeſtürmt und an ihrer Seele genagt hatte. Es waren Tage des Glü>es und der Freude, und als es ſ{<ließli< zum Abſchied kam, wurde ſie ſo erregt, daß Schiller ſih veranlaßt ſah, väterlih warnend den Finger zu erheben.

Bald nach threr Heimkehr wurde Luiſe von einem neuen Unglüc betroffen. Im Mai 1804 ſtarb ihr Vater, und damit brach die leßte Stüße in ihrem bürgerlichen Leben. Die Eliern hatten ihr kein Vermögen hinterlaſſen, die Sorge um ihre Criſtenz fiel jebt allein auf ihre Schul= tern, da der Bruder nicht in der Lage war, ſie zu ſich zu nehmen oder ihr eine nennenswerthe Unterſtüßung zu ge= währen. Auf ihre Talente vertxauend entſ<hloß ſi<h die Verlaſſene, den harten Kampf um's Daſein mit der Feder in der Hand zu verſuchen. Ein ſ{weres Unternehmen und ein fkärgliches Brod! Allerdings hatte fich Luiſe Brachmann dux thre in den lebten Jahren veröffentlichten Gedichte be= reits einen angeſehenen Namen erworben, und da ſie nicht nx die Gabe hatte, in Verſen zu dichten, ſondern auch gewandt in Proſa zu erzählen, ſo erſchloß ſi< ihr wohl ein Feld zu literariſcher Thätigkeit. Allein damals warfen ſolche Arbeiten nur ſehr geringen Lohn ab, und es gehörte ein eiſerner Fleiß und eine unerſchöpfliche Erfindung8gabe dazu, um eine beſcheidene Exiſtenz darauf. zu gründen.

Dieſe bittere Erfahrung blieb au<- unſerer Dichtexin nicht erſpart. Troß aller Anſtrengung und obwohl ſie bei den Hexausgebern von Zeitſchriften und Taſchenbüchern eine vielbegehrte Mitarbeiterin wax, gelang es ihr doch faum, die Mittel füx ihren Unterhalt damit zu erwerben,