Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Von Theodor Winkle 189

So exvhielt fie z. B. für den Drucbogen eines Romans von ihrem Verleger nux vier Thaler Honorar, wovon ſie no< dazu nux die Hälſte in baarem Gelde, die andere Hälfte in Büchern bekam. Aber mehx als das waren es Erlebniſſe anderer Art, die verhängnißvoll für ſie wurden. Jhr allezeit warm pulſivrendes Herz mochte bei der Verlaſſenheit-, der ſie jebt preisgegeben war, mit doppelter Sehnſucht na<h einem Menſchen ausſchauen, der ſich ihrer annehmen und ihr eine Stüße für's Leben ſein fönnte.

Im Oktober 1806 fam ein Lheil des auf feinent Siegeszuge befindlichen franzöſiſchen Heeres dur< Weißen= fels, darunter eine Anzahl Kranker und Verwundeter, welche daſelbſt liegen blieben. Luiſe, von jeher für Helz denthum und Alles, was daran exinnerte, voll glühender Begeiſterung, trug den Soldaten die wärmſte Sympathie entgegen und brachte den Kranfen tägli<h Erfriſchungen in's Lazareth, deren Beſchaffung ihr natürlich bei dev Kärglichfeit ihrer eigenen Mittel niht wenig Opfer auf= erlegte. Aber ſo war ſie immer. Sah ſie Jemanden, deſſen Lage noh trauriger ſchien als die ihre, dann gab ſie gern das Lebte hin. Hierbei geſchah es nun, daß ſie einen franzöſiſchen Wundarzt kennen lernte, der an dem Hoſpitale angeſtellt war. Bei ihrer gründlichen Behevr= {hung der franzöſiſchen Sprache bot ſi<h dem Verkehre fein Hinderniß, und Luiſe faßte eine gliihende Leidenſchaft zu dem Genannten. Allein obwohl ihre Neigung exrwiedert wurde, war ſie do<h hoffnungslos, denn der Mann war in Frankreich bereits verheirxathet, und ſo galt es, wenn