Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Von Theodor Winkler. > 191

jungen aus Bexlin gebürtigen preußiſchen Offiziers bürger= licher Abkunft, der im lehten Feldzuge verwundet worden war, wegen Dienſtuntüchtigkeit ſeinen Abſchied genommen hatte und ſi< der Bühne zuwenden wollte. Troß der Ungleichheit des Alters aber (er ſtand noh in der Mitte der Zivanzig) und obwohl es Beiden an den nöthigen Mitteln fehlte, ließ ſi<h Luiſe doh niht abhalten, ſi< mit dem jungen Offizier, den ſie ſ<hwärmeriſ<h liebte, förmlih zu verloben. Fhr Lebensmuth ſchien mit einem Male friſche Flügel erhalten zu haben, und ſie ſehte Alles in Bewegung, um dem Bräutigam eine Anſtellung am Theater zu verſchaffen, damit er ſi<h mit ihr vermählen fönne. Allein es wollte nicht glücen. Als ein Verſuch in Weimar fehlſ<hlug, reiste ſie ſelbſt na< Wien und bemühte fi<h mit Hilfe ihrer literariſchen Verbindungen dort thr Ziel zu erreichen, allein umſonſt! Die Anz ſtrengungen blieben erfolglos, und das Verhältniß zerſchlug ſich an der Unmöglichkeit der Erlangung einer genügenden Exiſtenz.

Dies brach ihren Lebensmuth vollſtändig. Der Aufenthalt in Weißenfels, wo ſie ſi<h wahrſcheinli<h dem Geſpötte preisgegeben ſah, wurde ihr unerträglich, und ſo verließ ſie in den exſten Tagen des September 1822 ihren Wohnort und begab ſi< na< Halle, wo ſie in dem Hauſe des ihr befreundeten Profeſſors Hendel - Schüß gaſtliche Aufz nahme fand. Bereits am 9. September verſchwand ſie indeß aus dem Hauſe und wurde ſpäter von einer Polizeiwache zurü>gebracht, welche ſie an der Saale in höchſt aufgeregtem Zuſtande, händeringend in den Stxom hinabſchauend an-