Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Von Oswald Heim. 199

ja auh auf ihre Gewänder ihr Hauêwappen mit heraldiz ſcher Genauigkeit malen ließen oder ſelbſt ſti>ten, widmeten ihren Kriegern und Helden nit blos Schärpen und Feldbinden, ſondern au< Taſchentücher mit Namen und Wappen darin. Sehr bald wurden abex in einzelnen Gegenden die Taſchentücher ein Gegenſtand ſo ſuxuriöſen Gebahrens, daß verſchiedene deutſche Kleiderordnungen aus dem 16. Jahrhundert Front dagegen machten. Mit dex Einwanderung des Taſchentuches aus Ftalien nämlich. bez gann auh ein immer mehr wachſender Luxus in Bezug auf Wohlgerüche in Deutſchland Eingang zu finden. Der feine Ton verlangte nämlich, daß die Taſchentücher, gleih= wie die Handſchuhe, parfümirt — na<h damaliger Au3= dru>sweiſe „biſamirt“ — würden; die wohlriechenden Wäſſer, die man hiezu benüßte, ſollten zugleich die Ver= ſchönerung des Teints bezweten. Ein Rezept dazu gibt Aleſſio in ſeiner „Weiberzierung“ (vom Jahre 1575); es iſt ein wunderlihes mixtum compositum aus achtzehn zum Theil ſehr ſonderbaren, ‘zum Theil aber auh ſehr verdächtigen Subſtanzen, und enthält z. B. auh Que>= ſilberſublimat und Bleiweiß. Dex Erfinder verordnet, die Tücher ſiebenmal in die Flüſſigkeit zu tauchen , und ver= ſichert, „ſo die ſolches zum ſiebenten Mal gethan, ſind ſie recht zubereitet, föſtli<h und fürtrefflich für die Königin und andere köſtliche Weiber“. Ein ſolches „mouchoir de Venus“ behielt angeblich feine Wixkung ſehs Monate ſang.

Im Jahre 1560 überreichte Jean Nicot, franzöſiſcher Geſandter am portugieſiſchen Königshofe, die erſten Tahbak3=-