Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

200 Das Taſchentuch und ſeine Geſchichte.

blättex der Königin von Frankreich, Katharina von Medici, und dieſer Moment darf als epo<hemachend für die Ge= ſchichte des Taſchentuches bezeihnet werden; denn mit der Einführung und Verbreitung des Tabaks wurde das Taſchentuch für Viele ein unentbehrliches Bedürfniß, in= dem noch bis in das vorige Jahrhundert hinein der größere Theil der Männerwelt der nichts weniger als äſthetiſchen Sitte des Tabakſchnupfens huldigte.

Allein troÿ dex zunehmenden Verbreitung und Ju-= anſpruchnahme des Taſchentuches war es doch noch lange Zeit hindurch rü>ſi<htlih ſeines Erſcheinens in der Oeffent= lichkeit verpönt und geächtet. So war es z. B. früher auf der franzöſiſchen Bühne nicht erlaubt, das Taſcheu= tuch nux zu nenncn, uo< viel weniger war es den Schau= ſpielern geſtattet, ein ſolches zu gebrau<hen. Als im Jahre 1733 eine Prieſterin Melpomene’s auf der Bühne das Bedürfniß fühlte, ihr Taſchentuch zu benüßen, wagte ſie nicht, daſſelbe hervorzuziehen, ſondern bediente ſich ſtatt deſſen — eines kleinen Viſllets, das ſie bei ſi< trug. Im Jahre 1796 wiederholte ſich derſelbe Fall, nux mit der Variation, daß die betreffende Schauſpielerin ein pevrlengeſti>ttes Band aus ihren Haaren löste und es die Rolle des Taſchentuches ſpielen ließ. Jm Fahre 1820 wagte es Mlle. Duchesnois in einer Teſtamentsfcene, wo von einem Taſchentuche die Rede wax, dieſes ſelbſt in die Hand zu nehmen, jedoch war ſie nicht ſo kühn, das Kind beim rechten Namen zu nennen, ſondern bezeichnete es nux ſchüchtern als ein „feines Gewebe“. Lroßdem bez

"trachteten dies Diejenigen, die füx die einfache Wahrheit