Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

210 Unſere kleinſten und ſtärkſten Feinde.

Man hat dieſe Weſen Pilze genannt, ſie je nah ihrer Lebenäweiſe in mehrere Arten geſchieden und dann mit beſonderem Namen belegt. Man nennt beiſpielweiſe die= jenigen lleinſten Pilze, welche auf abgeſtorbenen Pflanzen= und Thiertheilen leben und hier Zerſeßung bewirken, Sa= prophyten, diejenigen aber, welche auf lebenden Pflanzen oder Thieren ſich anſiedeln, Schmaroßerpilze oder Para= ſiten. Der berithmte Bakterienforſcher C. v. Nägeli ſcheidet die bei Zerſeßungen betheiligien Pilze in drei Gruppen, deren Hauptrepräſentanten er als Schimmelpilze, Sproß= pilze und Spaltpilze bezeichnet. Die Shimmelpilze find wohl Jedermann bekannt, denn ſie ſind es gerade, tele un8 tagtäglich als weißlichgraue oder weißli<hgrüne filzige Ueberzüge auf eingemachten Früchten, auf altem Brode, überhaupt auf allen längere Zeit an der Luft liegenden organiſchen Subſtanzen vor die Augen treten. Die Spro ßpilze hingegen ſind mit bloßem Auge nicht zu ſehen, tragen aber dazu bei, unſer Leben in hohem Grade zu verz ſchönern. Dieſer Behauplung wird wohl Jeder dann bei= pflichten, wenn man ihm die Mittheilung macht, daß ge= rade dieſe Lebeweſen es ſind, die den ſüßen Moſt in per= ſenden Wein und das fade Gemiſh von Hopfen, Malz und Waſſex in ſ<häumendes Bier umzuwandeln berufen ſind. Unter dem Mikroſkop ſind dieſe- Lebeweſen ſchon bei einer 100fachen Vergrößerung ſichtbar; ſie erſcheinen hiex als roſenkranzförmige kurze Fäden, deren Glieder aber nux aus einer einzigen runden oder eiförmigen Zelle bez ſtehen. Nebenbei trif man auch iſolirte Zellen in großer Zahl an.