Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
16 Ein Bli>k auf das Leben der Geſamtheit,
läßt; — bei einem eten Freſſer heißt {<hme>en leben, und leben ſ{<med>en! Hierin ſtehen die Vögel wieder unendli<h weit zurü> hinter den Säugern.
Der Geruchsſinn erreicht bei den lebteren ebenfalls. eine äußerſt hohe Entwickelung. Ein vergleichender Überbli> der verſchiedenen Tierklaſſen belehrt uns, daß gerade der Geruch ſchon bei niederen Tieren einer der ausgeprägteſten Sinne iſt: ih will bloß an die Kerbtiere erinnern, wel<he dem Blumendufte na<hſ<hwärmen oder zu Aas- und Kothaufen von fern herangezogen, ja ſhon dur< den eigentümlichen Geruch ihrer Weibchen herbeigelo>t werden. Die Fiſche erſcheinen in der Nähe eines Aaſes, welches ihnen vorgeworfen wird, in Flüſſen ſogar von oben her, aus derjenigen Richtung, nah welcher hin das Waſſer doh unmöglich Vermittler des Niechſtoffes ſein kann; bei den Kriechtieren und Lurchen aber iſt der Geruch ſo ſchlecht, daß ſie wenigſtens nichts mit ihm aufſpüren können; mag man auh behaupten, daß einige Schlangen ihre Weibchen mit Hilfe dieſes Sinnes auſſuchen und finden. Unter den Vögeln haben wir bereits viele, welche tüchtige Spürnaſen beſizen, wenn auch die Erzählungen, welche Geier und Raben Aas und andere ſtinkende Stoffe auf Meilen hin wahrnehmen laſſen, auf irrigen und mangelhaften Beobachtungen beruhen. Sie leitet das Geſicht. Anders verhält es ſi<h bei den Säugern. Hier finden wir viele Tiere, deren Geruchsſinn eine wahrhaft überraſchende Ausbildung erlangt hat. Der Geruch iſt ſelbſtverſtändlih nur befähigt, gasförmige Stoffe zur Sinneswahrnehmung zu bringen; wie es aber mögli, bloß no< Spuren ſolcher Gaſe aufzuſpüren und zum Bewußtſein gelangen zu laſſen, iſt ein Rätſel. Ein Hund ſpürt die bereits vor Stunden getretene Fährte ſeines Herrn unter tauſend anderen Menſchenfährten unfehlbar aus oder folgt dem Wilde, welches geſtern einen gewiſſen Weg ging, auf dieſem Wege durch das zu vollem Bewußtſein kommende Riechen, d. h. Ausſcheiden des einen eigentümlichen Geruches aus hundert anderen Gerüchen, und hat dazu niht mehr Anhalt als die Gaſe, welche von einer augenbli>lihen Berührung des Stiefels oder Hufes und des Bodens herſtammen. Dies uns zu denken oder klar vorzuſtellen, halte ih für unmögli<h. Ebenſo unvorſtellbar für uns Stumpfſinnige iſt diejenige Ausbildung des Geruches, welche wir „Wittern“ nennen. Daß ein Haſe den verborgenen Jäger, welcher im Winde ſteht, auf 30 Schritte Entfernung riechen fann, erſcheint uns niht gar ſo merkwürdig, weil ſelbſt unſere Naſen, wel<he doh dur Stubenluft und alle möglichen anderen edeln oder unedeln, unſerem geſelligen Leben notwendig anhängenden Düfte hinlänglich entnervt ſind, die eigentümlihen Gerüche unſerer Haustiere auf 10—20 Schritt, die des Wildſchweines auf no< weitere Entfernung, wahrzunehmen vermögen: daß aber ein Ren den Menſchen no< auf 500 Schritt hin wittert, iſt unbegreiflih, und ih würde es niht geglaubt haben, hätte ih es niht dur< eigene Beobachtung erfahren müſſen. Nach Selous wittert der afrikaniſche Elefant die mehrere Stunden alte Fährte eines Menſchen ſofort, wenigſtens in der offenen Landſchaſt, in der Strauch: ſteppe. Spüren und Wittern ſind gleih wunderbar für uns, weil wir weder die eine no< die andere Höhe des Geruches auh nur annähernd erreichen können.
Es verdient hervorgehoben zu werden, daß alle Tiere, welche gute Spürer oder Witterer ſind, feu<hte Naſen beſizen. Man kann alſo, ſo ſonderbar dies auh lingen mag, von der mehr oder weniger feuhten Naſe aus regelmäßig auf die Höhe des Geruches ſ<hließen. Die Naſe der Kate iſ ſchon viel tro>ener als die des Hundes, die des Affen noch tro>ener als die der Kate, die des Menſchen wieder tro>ener als die des Affen, und die gradweiſe abnehmende Fähigkeit des Geruchsſinnes der betreffenden Säuger ſteht hiermit im vollen Einklange. Es würde uns hier zu weit führen, wollten wir alle Abſtufungen der Ausbildung des Geruchsfinnes von den riehunfähigen Walen an bis zu den ſpürenden und witternden Säugetieren verfolgen, und es mag deshalb genügen, wenn i< no< angebe, daß unter den Feuchtnaſen wiederum diejenigen am ausgezeichnetſien wirken, deren