Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2
666 Achte Ordnung: Zahnarme; zweite Familie: Ameiſenbären.
Eigentümlich iſt der ſtarke, moſhuzähnlihe Geruch, welchen die Tamandua verbreitet, zumal wenn ſie gereizt wird. Er durchdringt das Fleiſh und macht es für Europäer ganz ungenießbar; dennoch eſſen es die Jndianer und Neger, welche, um den Braten zu erlangen, Schlagfallen in den Wäldern auſſtellen. Die portugieſiſh-braſiliſhen Jäger bereiten ſi<h aus dem ſtarken Felle Negenkappen über ihre Gewehrſchlöſſer.
Der Zwerg- oder zweizehige Ameiſenfreſſer (Cy cloturus didactylus, Myrmecophaga didactyla, Myrmidon didactylus), Vertreter der leßten Gattung der Familie, ein Tierchen von der Größe des Eihhhörnchens, iſt ungefähr 40 cm lang, wovon der Wielſ<hwanz 18 cm wegnimmt. An den Vorderfüßen ſißen vier Zehen, von denen nur zwei
Zwergameiſenfreſſer (Cycloturus didactylus). % natürl. Größe.
ſtarke Krallen tragen, an den Hinterfüßen fünf Zehen. Der ſeidenweiche Pelz iſt oben fu<hsrot und unten grau; die einzelnen Haare ſind unten graubraun, oben ſchwarz, an der Spibe gelbbraun. Abänderungen in der Färbung ſind beobahtet worden. Der innere Leibesbau unterſcheidet die Gattung niht unweſentlih von den Verwandten.
Obgleich auh der Zwergameiſenfreſſer noh ziemlih plump gebaut iſt, darf man ihn doch ein nettes, beſonders durch die Schönheit ſeines Felles ausgezeihnetes Geſhöpf nennen. Sein Verbreitungskreis iſt beſhränkt. Man kennt ihn bisher bloß aus dem nördlichen Braſfilien, Guayana und aus Peru, demnach aus Gegenden, welche zwiſchen dem 10. Grade ſüdlicher und dem 6. Grade nördlicher Breite liegen. Jm Gebirge ſteigt er zuweilen bis zu 600 m über das Meer empor. Er iſt faſt überall ſelten oder wird nicht häufig gefunden. Die dichteſten Wälder bilden ſeinen Aufenthalt, und hier entgeht er dur ſeine geringe Größe nur allzuleicht dem ſuchenden Blicke des Jägers und ſomit der Beobahtung. Wie ſeine übrigen Verwandten, lebt er einſam, höchſtens während der Paarung mit einem Weibchen vereinigt. Als vollendetes Nachttier verſchläft er den Tag im Gezweige der Väume. Seine Bewegungen ſind unbeholfen, langſam und abgemeſſen; doch klettert er geſchi>t, wenn. auch vorſichtig und immer mit Hilſe des Shwanzes. Ameiſen, Termiten, Bienen, Weſpen