Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3
26 Neunte Ordnung: Rüſſeltiere.
ſelbſt lahm gelegt, eine wehrloſe Beute des Menſchen werden und ihnen dur< Lanzenwürfe der Reſt gegeben wird. Da bei ſolchem Vernichtungskampfe nicht nur die mit großen, wertvollen Stoßzähnen bewehrten Männchen, ſondern auch ihre Weibchen und Jungen {mählih zu Grunde gehen, kann man leiht begreifen, in wie hohem Grade die Ausrottung dieſes edlen Tieres, das ſih der Menſch nußbar machen könnte, zumal in einem Lande, wo es an Laſttieren und anderen Verkehrsmitteln gänzlich fehlt, von Jahr zu Jahr vorſchreiten muß. . Zn mehreren Teilen des Landes, zunächſt in den der Nordgrenze benachbarten Gebieten, wo der Elfenbeinhandel bereits (1870) ſeit 12—18 Jahren blüht, werden Elefanten ſhon gar niht mehr erlegt, und niht ſhwer wäre es, in Abſtänden von 5 zu 5 Jahren die entſprechenden Zonen quer durh das ganze Gebiet des Gazellenſtromes zu zeichnen, innerhalb welcher dieſe Tiere vor der Maſſenverfolgung ſi teils zurü>gezogen haben, teils gänzlich verſhwunden ſind.“
Die Eingeborenen Südindiens betrieben früher die Elefantenjagd mit einer Art von Schießwaffe, „Dſchindſchall“ genannt, die einer kleinen Kanone, einer Drehbaſſe, glih. Von zweien, welhe Sanderſon beſit, wiegen die Rohre je faſt 18,5 kg und ſchießen eine faſt halbpfündige Kugel. Bei der Jagd trugen zwei Männer das an eine Stange gehängte Rohr, ein dritter ſhleppte das dazu gehörige Geſtell, einen Dreifuß, und ein vierter, der Anführer, kundſchaftete aus, wo die Elefanten verweilten, wählte den Ort zum Aufſtellen der Mordwaffe, richtete dieſe und feuerte ſie ab. Die Entzündung erfolgte mittels einer Zündſ<nur, die dem Manne einige Sekunden Zeit gab, um eiligſt davonzulaufen, denn die meiſt überladene Schießmaſchine pflegte ſih beim Losgehen mit großer Gewalt rü>wärts zu überſ<lagen und gefährdete die Bedienungsmannſchaften faſt ebenſoſehr wie das Wild. Das erleſene Stü>k wurde gewöhnlih aus einer Entfernung von etwa 30—40 Schritt beſchoſſen und erlag meiſt in kürzeſter Zeit der ſ{hweren, dur< die große Kugel verurſahten Verwundung. Gewandte Fäger ſollen mit einem ſolhen Dſchindſhall manchmal 5 und 6 Elefanten an einem Tage erlegt haben.
Weit anziehender und menſchlicher als alle Jagd iſt die Art und Weiſe, wilde Elefanten lebend în ſeine Gewalt zu bekommen, um ſie zu zähmen, die Wildlinge dem Dienſte des Menſchen zu unterwerfen. Die Jnder ſind Meiſter in dieſer Kunſt. Unter ihnen gibt es eine förmliche Zunft von Elefantenfängern, in welcher das Gewerbe vom Vater auf den Sohn forterbt. Die Kunſtfertigkeit Liſt, Vorſicht und Kühnheit, mit welcher dieſe Leute zu Werke gehen, ſind wahrhaft bewunderungswürdig. Fhrer zwei gehen in den Wald hinaus und fangen einen Elefanten aus ſeiner Familie heraus!
Die beſten Elefantenfänger auf Ceylon, Panikis genannt, folgen der Fährte eines Elefanten, wie ein guter Hund der Spur eines Hirſches folgt; für europäiſche Augen unmerfliche Spuren bilden für ſie deutlih geſchriebene Blätter eines ihnen verſtändlichen Buhes. Jhr Mut ſteht mit ihrer Klugheit im Einklange; ſie verſtehen es, den Elefanten zu leiten, wie ſie wollen, ſeßen ihn in Angſt, in Wut, wie es ihnen eben erwünſcht iſt. Jhre einzige Waffe beſteht in einer feſten und dehnbaren Schlinge aus Hirſch- oder Büffelhaut, welche ſie, wenn ſie allein zum Fange ausziehen, dem von ihnen beſtimmten Elefanten um den Fuß werfen. Dies geſchieht, indem ſie ihm unhörbaren Schrittes auf ſeinem Wege folgen und im günſtigen Augenbli>e ihn feſſeln oder ſelbſt, wenn ex ruhig ſteht, ihm die Schlinge zwiſchen beiden Beinen feſtlegen. Wie ſie es anſtellen, unbemerkt an das furchtſame Tier heranzukommen, iſt und bleibt ein Rätſel. Ein Europäer iſt, weil er alles verderben würde, niht im ſtande, dieſen Leuten auf derartigen Zügen zu folgen, muß ſih alſo mit Hörenſagen begnügen.
Andere Fangweiſen, die vornehmlih auf dem Feſtlande im Gebrauche ſind, ſchildert Sanderſon. Fallgruben wenden bloß die Eingeborenen auf eigene Fauſt an; die große