Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

36 Neunte Ordnung: Rüſſeltiere.

Elefanten rühmt Sir Emerſon Tennent die Zunge, Corſe läßt dem in Aſche gebratenen Rüſſel Gerechtigkeit widerfahren. Die Neger \hneiden alle Muskeln in lange Streifen, tro>nen dieſe an der Sonne oder über dem Feuer und zerreiben ſie vor der Verwendung zu einem groben Pulver, welches ihren einfachen Gerichten beigemiſcht wird. Bei den Jagden, welche die Njam-Njam anſtellen, vernihtet man zuweilen ſo viele Elefanten, daß der Fleiſhbedarf mehrerer Dörfer auf Monate gede>t iſt. „Oſt“, ſagt Schweinfurth, „ſah ich Leute, welche ih mit einem großen Bündel Brennholz ihren Hütten zuzuſchreiten glaubte: ſie trugen ihren Anteil an Elefantenfleiſh, welches, in lange Striemen geſchnitten und über dem Feuer gedörrt, ganz das Anſehen von Holz und Reiſig angenommen hatte.“

Für den Welthandel iſ vom Elefanten allein wihtig, aber auh von großer Bedeutung, das Elfenbein. Die Art und Größe der Stoßzähne iſt {hon auf S. 3 beſprochen worden. Wieviel Mammut- Elfenbein alljährlih in den Handel kommt, iſt niht feſtzuſtellen; laut Weſtendarp ſind jedo<h davon bloß ?/10 für die Jnduſtrie brauchbar, "/10 wertlos. Die Geſamtmenge des von jeßt lebenden Elefantenarten auf den Weltmarkt kommenden Elfenbeines betrug nah einer von unſerem Gewährsmanne für die Jahre 1879—83 aufgeſtellten Überſicht alljährlich im Durchſchnitte etwa 868,000 ke. Davon lieferte Ceylon und Sumatra 2000 kg, Hinterindien 7000 ks, Vorderindien 11/000 kg und Afrika 848 000 ks. Von dieſer afrikaniſchen Ausfuhr entfielen im jährlihen Durchſchnitte auf die Weſtküſte 284/000 kg, auf die Oſtküſte (ſamt der Nordküſte) aber 564,000 ke; auf die einzelnen Ausfuhrgebiete war ſie folgendermaßen verteilt: es lieferten Senegambien und Oberguinea 19,000 kg, Niger und Binuë 89/000 kg, Kamerun und Gabun 64/000 ke, Kongo 86/000 ke, Benguela 26,000 kg, Südafrika 29,000 ke Mocambique 142/000 ks, Sanſibax 196/000 ks, Abeſſinien und Somalland 26,000 ks, Ägypten und Tripolis 171,000 ke. Jnfolge der Unruhen in Oſkz und Nordoſtafrika, infolge der Veränderung mancher Handel3wege und der Vertreibung oder Ausrottung der Elefanten haben ſih jene Ausfuhrverhältniſſe bis zur neueſten Zeit teilweiſe weſentlih verſhoben. So ſind vom Kongo im Jahre 1889: 48 000 ke mehr, von Sanſibar aber 86,000 ke weniger als in dem oben angegebenen Zeitraume verſchifft worden, und die Ausfuhr Südafrikas iſt um 25,000 ke geſunken. Jm ganzen hat Europa im Fahre 1889 rund 100,000 ks Elfenbein weniger erhalten als vordem.

Der Wert des Elfenbeines hat ſi ſeit 50 Fahren mehr als verdoppelt. Wenn auch die Preisſteigerung unregelmäßig war und häufigen, ganz unerwarteten Shwankungen unterlag, ſo hat ſie ſih doh in Fahrzehnten folgendermaßen vollzogen: im Durchſchnitte galt 1 k& 1840—50: 11 Mark, 1850—60: 15 Mark 1860—70: 15 50 Mark, 1870—80: 23 Mark, 1880—90: 24,50 Mark. „Die Schwere ſowie die Beſchaffenheit der Zähne“, ſchreibt Weſtendarp, „bedingt ihren Preis. Kleine, etwa 1 ks ſchwere, riſſige, harte Zähne koſten zur Zeit etwa 5 Mark das Kilogramm, dagegen werden geſunde, etwa 50 ke ſchwere, weiche mit 30 Mark das Kilogramm bezahlt.“ Den durhſchnittlihen jährlihen Verbrau an Elfenbein in dem Zeitraume von 1879—88 gibt unſer Gewährsmann auf 838,000 ks an; davon entfielen auf China 19/000 kg, auf Jndien 123,000 ke auf Amerika 112,000 kg, auf Europa aber 535,000 ke. Fn Europa wurden von dieſer Menge alljährlih etwa verarbeitet zu Meſſerheften 214,000 kg, zu Kämmen 138/000 ks, zu Klaviaturen 112,000 ke und zu BVillardbällen 42,000 ke.

„„În Bezug auf innere Beſchaffenheit der Elefantenzähne“/, ſhreibt Weſtendarp, „unter: ſcheidet man vor allem weiches und hartes Elfenbein. Das weiche, auch totes oder dichtes Bein genannt, kommt in ſchönſter feiner, weißer Beſchaffenheit von Ägypten, Sanſibar und Mocçambique, alſo vom Oſten Afrikas. Es eignet ſi< beſonders gut zur Anfertigung von Klaviaturen, Kämmen und Billardbällen. Das harte, auh lebendes, transparentes oder Glasbein genannt, wird ausſchließlih von der Weſtküſte Afrikas angebracht, das feinſte vom