Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Elefanten: Elfenbein. Beſchaffenheit. Wert. Handel. 37

Gabun und Kongo, weniger wertvolles vom Niger 2c. Es wird hauptſähli<h verwendet zu Meſſerheften, Schnizereien aller Art, zu Sto>- und Schirmgriffen, Buh- und Bürſtende>eln, Fächern 2c.“ Und ferner: „Das von der nördlichſten Grenze des Elefantengebietes verſchifſte Elfenbein iſt das gröbſte und wertloſeſte, ähnlih dem der ſüdlichen Grenze bis zum Kaplande. .… Je weiter vom Gleicher entfernt, je höher und tro>ener ein Gebiet liegt, deſto gröber, und je tiefer und feuchter, deſto feiner, transparenter iſt das Elfenbein. Von Gabun erhalten wir das ſchönſte transparente, ſogenannte grüne, von Senegambien und Damaraland das gröbſte Elfenbein.“ Ein weiterer bemerken8werter Unterſchied zeigt ſich in der Färbung, welche die dünne äußere Rinde (Zement) der Stoßzähne annimmt. Die von der Oſtküſte Afrikas kommenden Zähne ſind hell, rein weiß bis ſtrohgelb; die von der Weſtküſte von Niederguinea ausgeführten ſind überwiegend dunkel und zwar zimt- bis kaſtanienbraun, teilweiſe ſogar braunſchwarz gefärbt; die von Oberguinea tragen wieder eine hellere Färbung, und zwar zeihnen ſi< die vom Niger dur eine gelblihweiße bis ſtrohgelbe, die vom Senegal dur< eine mehr hellgraue Rinde aus.

Wie viele Elefanten in Afrika alljährlich ihr Leben laſſen müſſen oder vordem verloren haben, um den Weltmarkt mit 848,000 kg Elfenbein zu verſorgen, iſt eine viel erörterte Frage. Bloße Schäßungen ſind bedeutungslos. Da man die Zahl der ausgeführten Zähne nicht fennt, iſt dieſe dur< Re<hnung annähernd zu ermitteln, indem man nah möglichſt vielen Zähnen aller Größen das Durchſchnittsgewicht eines Stückes beſtimmt. Laut Weſtendarp, der dieſes Durhſchnittsgewicht zu 6,5 kg annimmt, müſſen alljährlich in Aſrika rund 65,000 Elefanten ihre Zähne liefern. Pechuel-Loeſche beſtimmte an der Weſtküſte das Durhſchnittsgewicht nah vielen hundert Zähnen zu 8,15 kg; das ergäbe rund 52,000 tote Elefanten. Die größte Bedeutung haben die dur<h Noa> mitgeteilten Angaben von P. Heſſe, der dieſe Verhältniſſe in Niederguinea ſorgfältig prüfte und während einer Reihe von Fahren faſt 30,000 Zähne, wie ſie unterſchiedslos zu Markte kamen, ſeinen Ermittelungen zu Grunde legen fonnte. Er fand ein Dur<hſchnittsgewicht von 9 ks; das ergäbe rund 47,000 Elefanten. Nehmen wir das Mittel dieſer drei Beſtimmungen, ſo ergibt ſih, daß in Afrika alljährlich faſt 55,000 Elefanten ihr Elfenbein liefern müſſen, um die oben angegebene Ausfuhr zu de>en — wobei vorausgeſeßt wird, daß jedes Tier wirklich zwei Stoßzähne trug, was, wie wix bereits früher geſehen, nicht der Fall iſt. Heſſes Ermittelungen haben abex no< zu weiteren lehrreichen Ergebniſſen geführt: das dur<hſchnittlihe Gewicht eines Zahnes war in früheren Jahren höher als ſpäter, 1881 betrug es noh 10,2 kg, 1886 bloß no<h 7,6 kg. Während dieſes Zeitraumes nahm die Zahl der kleinen Zähne, von 4,5 kg und darunter, im Verhältnis zur Geſamtmenge beſtändig zu: 1881 kamen davon 37, 1886 aber ſ<on 559 auf 100 Zähne. Hieraus wäre zu folgern, daß ausgewacſene und ſtark bewehrte Elefanten bereits anfangen ſeltener zu werden, wenn man niht annehmen will, daß infolge der Erſchließung entlegener Gebiete von dort nun auch viele bisher zurügehaltene fleine Zähne in den Handel gelangen.

Noch durchziehen freilich zahlreiche Elefantenherden die ungeheueren Wildniſſe Afrikas; aber mehr und mehr lichtet ſie der verfolgende Menſch. Wie im Norden und Süden, ſteht ihnen auch im Oſten und Weſten ſowie im Jnneren von Afrika das Schickſal bevor: geſtrichen zu werden aus der Liſte der Lebendigen.