Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3
Ameiſenbeutler. — Beutelratten: Allgemeines. 701
ſeinen Namen bezeihnet. Man findet ihn au< vorzugsweiſe in ſolchen Waldgegenden, wo Ameiſen in Menge vorkommen. Die Zunge ſtre>t er ganz nah Art des Ameiſenbären unter die wimmelnde Schar und zieht ſie dann, wenn ſi< eine Maſſe der erboſten Kerfe an ihr feſtgebiſſen, raſh in den Mund zurü>. Außerdem ſoll er auch andere Kerbtiere und unter Umſtänden das Harz, welches aus den Zweigen der Cukalypten {hwißt, ja ſelbſt Gras verzehren.
Zm Gegenſaße zu den erwähnten Raubbeutlern iſ der Ameiſenbeutler im höchſten Grade harmlos. Wenn er gefangen wird, denkt er niht daran, zu beißen oder zu kragen, ſondern gibt ſeinen Unmut einzig und allein dur< hwahhes Grunzen kund. Findet er, daß er niht entweichen kann, ſo ergibt er ſi< ohne Umſtände in die Gefangenſchaft, ein Schickſal, welches ihm, weil der Menſch das nötige Futter in hinreichender Menge nicht herbeiſhaffen kann, gewöhnlih bald verderblih wird. Die Anzahl der Jungen ſoll zwiſchen 5 und 8 ſchwanken.
Die Beutelratten (Didelphyidae), welche die dritte Familie der Unterordnung bilden, ſind Beuteltiere, welhe höchſtens die Größe einer Kate erreichen, aber auch oft die einer Maus nicht übertreffen. Der Leib iſt gedrungen, der Kopf an der Schnauze mehr oder weniger zugeſpibßt. Der Schwanz iſ meiſtens lang und ein an der Spiße na>ter Greifſchwanz, zuweilen kurz und mehr oder weniger behaart, die Hinterbeine ſind etwas länger als die vorderen, die Pfoten fünfzehig, bei einer Gattung dur<h Schwimmhäute verbunden, der Hinterdaumen iſt gegenſeßbar. Den Weibchen einiger Arten fehlt die Taſche, bei anderen iſt ſie vorhanden und zwar häufiger nach hinten als nach vorn geöffnet. Jn der Zahnbildung tritt das Raubtiergepräge entſchieden hervor. Die Eckzähne ſind ziemlich entwidelt, die 4 Ba>enzähne jedes Kiefers mehr oder weniger pib und ſcharfza>ig, die 3 Lücenzähne mit ſpißigen Hauptza>en, die Schneidezähne, von denen im oberen Kiefer jederſeits 5, im unteren jederſeits 4 ſtehen, fleiner oder größer, ſtumpfer oder ſchärfer, die beiden mittleren des Oberkiefers meiſt vergrößert.
n der Vorzeit fanden ſi die Beutelratten auch in Europa, gegenwärtig bewohnen ſie in 2 Gattungen und 24 Arten Amerika und zwar hauptſächlih das ſüdamerikaniſche Reich, da in Nordamerika nur eine auh im Süden vertretene Art gefunden wird. Sie leben faſt ſämtlich in Wäldern oder in dihtem Gebüſche und ſuchen ſi hier in hohlen Bäumen, Erdhöhlen, zwiſchen dichten Gräſern und Büſchen einen Aufenthalt. Eine Art bevölkert die Ufer kleiner Flüſſe und Bäche, hwimmt vortrefflih und ſucht in Erdlöhern Schuß. Alle ſind Nachttiere und führen durchgehends ein einſames, herumſchweifendes Leben, halten ſi auc bloß während der Paarungszeit mit ihrem Weibchen zuſammen. Jhr Gang auf ebenem Boden, bei dem ſie mit ganzer Sohle auftreten, iſt ziemlich langſam und unſicher; die meiſten vermögen aber, wenn auch niht ohne alle Mühe, Bäume zu erklettern und ſi<h mittels ihres zum Greifwerlzeuge gewordenen Schwanzes aufzuhängen und ſtundenlang in ſolcher Stellung zu verbleiben. Unter ihren Sinnen ſcheint der Geru<h am beſten ausgebildet zu ſein. Die geiſtigen Fähigkeiten ſind ſehr gering, obgleich ſi eine gewiſſe Schlauheit nicht leugnen läßt; namentlih wiſſen ſie Fallen aller Art zu vermeiden. Fhre Nahrung beſteht in kleinen Säugetieren, Vögeln und deren Eiern, auh wohl in kleinen Lurchen, in Kerbtieren und deren Larven ſowie in Würmern; im Notfalle ſreſſen ſie auh Früchte. Die im Waſſer lebenden Shwimmbeutler verzehren hauptſächlich Fiſche, die größeren Arten beſuchen die Wohngebäude des Menſchen und würgen hier alle ſ{<wäceren Tiere ab, deren ſie habhaft werden können, laben ſi< an deren Blute und berauſchen ſi< förmlich darin. Jhre aus eigentümlich ziſhenden Lauten beſtehende Stimme laſſen ſie bloß dann ertönen, wenn ſie