Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Honiganzeiger: Gebaren dem Menſchen gegenüber. 657

entde>t; denn Honig und Bienenmaden ſind ſein liebſter Fraß, und er weiß, daß beim Plündern der Bienenneſter allezeit etwas verloren geht, das auf ſeinen Anteil fällt, oder daß man mit Fleiß etwas als eine Belohnung ſeines geleiſteten Dienſtes übrigläßt.“ Hier wendet Levaillant mit Recht ein, daß diejenigen Honigku>ku>e, welche in den von Menhen niht bewohnten Wildniſſen hauſen, unmöglich auf eine derartige Belohnung ihrer Dienſte re<nen können und doh auch leben, daß alſo der Vogel dem Menſchen nicht abſichtlih dient, ſondern dieſer ſih die Eigenheit des Honigangebers einfa zu nuße maht. „Bei alledem“, fährt Sparrmann fort, „ſeßt die Art, wie dieſer Vogel ſeine Verräterei bewer: ſtelligt, viel Überlegung voraus und iſt bewunderungswürdig. Der Morgen und Abend ſcheinen vornehmli<h die ihm paſſende Zeit zu ſein; wenigſtens zeigt er dann den meiſten Eifer, mit ſeinem ſ<narrenden „Cherr herr‘ die Aufmerkſamkeit des Ratels oder der Hottentotten zu erregen. Man nähert ſi< ſodann dem Vogel, der unter fortgeſeßtem Rufen dem Striche des nächſten Bienenſhwarmes allmählih nachfliegt. Man folgt und nimmt ſich in aht, dur< Geräuſch oder zahlreiche Geſellſhaft ſeinen Wegweiſer ſcheu zu machen, ſondern antwortet ihm lieber, wie es einer meiner ſ{<lauen Buſchmänner that, dann und wann mit leiſem und ganz gelindem Pfeifen, zum Zeichen, daß man mitgehe. J<h habe bemerkt, daß, wenn das Bienenneſt no< weit weg war, der Vogel jedesmal nur nach einem langen Fluge Halt machte, um mittlerweile den Bienenjäger zu erwarten und von neuem aufzufordern, in eben dem Verhältniſſe aber, als er dem Neſte näher kam, zwiſchendurh immer eine kürzere Stre>e flog und ſein Geſchrei eifriger und öfter erneuerte. Wenn er endlich beim Neſte angekommen iſt, es mag nun in der Kluft eines Berges oder in einem hohlen Baume oder in einem unterirdiſchen Gange gebaut ſein, ſo ſ{hwebt er einige Augenbli>e darüber, ſett ſich hierauf, und zwar gewöhnlich in einem bena<hbarten Buſche, ſo daß er niht geſehen werden tann, ganz ſtill nieder und ſieht zu, was geſchieht und was von der Beute für ihn abfällt. Es iſt glaubli<h, daß er auf dieſe Weiſe jedesmal längere oder kürzere Zeit über dem Neſte herumflattert, ehe er ſi< verſte>, ob man gleich niht immer ſo genau acht darauf gibt. Dem ſei, wie ihm wolle, ſo kann man alle Zeit verſichert ſein, daß ein Bienenneſt ſehr nahe iſt, wenn der Vogel ganz ſtill ſ{<weigt. An einem Orte, wo wir einige Tage verweilten,/ wurden meine Hottentotten von einem etwas ſheuen Bienenku>u> mehrmals nach einer Gegend hingelo>t, ehe ſie aufmerkſam wurden und, durch ihn geführt, das Neſt aufſpürten. Wenn man nun nach der Anweiſung des Vogels das Bienenneſt gefunden und ausgeplündert hat, pflegt man ihm aus Erkenntlichkeit einen anſehnlichen Teil der ſ{<hle<hteren Stheiben, worin die junge Brut ſißt, zu überlaſſen, wie wohl gerade dieſe Scheiben die le>erſten für ihn ſein mögen, ſowie auh die Hottentotten ſie keineswegs für die {hle<teſten halten. Meine Begleiter ſowohl als au die Anſiedler ſagten mir, wenn man abſihtlih auf den Bienenſang ausgehe, müſſe man das erſte Mal nicht zu ſreigebig gegen dieſen dienſteifrigen Vogel ſein, ſondern nur ſo viel übriglaſſen, wie erforderlich ſei, um ſeinen Appetit zu reizen; denn hierdur< werde er in Erwartung einer reichliheren Vergeltung noh einen Shwarmn verraten, wenn dergleichen etwa in der Nachbarſchaft noh vorhanden ſein ſollten.“ Gordon Cumming erzählt, daß man, um das Bienenneſt auszunehmen, eine Maſſe tro>enes Gras am Eingange des Baues anzünde, den Honig heraushole und dem Vogel gäbe, was ihm gebührt, worauf dieſer einen, falls man ſein Gezwitſcher mit Pfeifen erwidere, oft noh zu einem zweiten und dritten Neſte führe. Gurney verſichert, in dem Magen eines von ihm erlegten Stückes Raupen gefunden, aber geſehen zu haben, wie der Vogel gelegentlih ſi< auf die Bienenſtô>e ſeßt und den aus- oder zufliegenden Bienen auflauert. Er beſtätigt, daß die Kaffern ihn ſtets für ſeine Dienſte belohnen, und daß er ſofort nah dem Abzuge herbeikommt, um die ihm zurückgelaſſenen Waben in Beſitz zu nehmen. Am ausſührlichſten ſchildert Sir Fohn Kirk das Betragen eines Honiganzeigers beim Anbli>e eines Brehm, Tierleben. 3. Auflage. IV. 42