Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5
740 Dritte Ordnung: Milben; fünfte und ſe<ſte Familie: Ze>en und Lausmilben.
gleichfalls maſſiven Turmes einnahm und mittels eines Fenſters bis 1857 in naher Verbindung mit einem Taubenſchlage geſtanden hatte. Dem weiteren Berichte zufolge ſaß die Zecke an den Wänden der bezeichneten Räume, ſo daß man zu jeder Tages- und Fahreszeit ohne große Mühe eine oder die andere ſammeln konnte, und der Umſtand, daß man Zecken von den verſchiedenſten Größen antraf, ſpricht für die gedeihlihe Fortpflanzung derſelben, obſhon nur wenige Bewohner im Hauſe beiſammen waren, teine Tauben in Verbindung mit demſelben mehr ſtanden und angeblich alle bemerkten Stücke getötet wurden. Eine Ze>ke, welche ſi<h in der Fläche der hohlen Hand nahe dem Daumen feſtgeſogen hatte, blieb ungefähr 27 Minuten ſigen, nahm in merkli<h regelmäßigen Zügen Nahrung zu ih und ließ, nachdem ſie die Di>ke einer kleinen Bohne erlangt hatte, freiwillig los. Fm Fahre 1863 lieferte der Prediger zu Friedeburg an der Saale zwei lebende Saumze>en an das Zoologiſche Muſeum in Halle ab und durch ſeinen Bericht abermals den Beweis, in wie naher Beziehung die genannte Saumze>e zu den Tauben ſteht. Bis zum Fahre 1859 war unter dem Zimmer, in welchem ſi<h das Ungeziefer zeigte, eine Thorfahrt, und an deren Wänden waren Taubenhöhlen geweſen. Seitdem hatte man die Thoreinfahrt in eine Stube umgewandelt und die darüberliegenden Räume zu Schlafſtätten für die Kinder eingerichtet. Hier zeigten ſi< nun die Ze>en, vereinzelt auh im unteren Zimmer. Bei Tage ließ ih nie eine bli>en, weder am Körper noh an den Kleidern oder in den Betten, ſondern nur des Abends an den Wänden oder an der Decke. Bei jeder Annäherung des Lichtes ſaßen - ſie feſt und wurden bei der Berührung wie leblos. Jn dieſem Betragen fand man auh das einzige Mittel, ſie zu bekämpfen. Vor dem Zubettegehen wurde nämlich an den Wänden umhergeleuhtet und verbrannt, ſo viel ſich ihrer zeigten, einige wenige, aber auch bis 18 an jedem Abend. Es ſei hierbei an das früher erwähnte Mittel erinnert, ſi< vor den Angriffen der Bettwanzen zu ſchützen, welhes au<h in Perſien gegen die dortigen Saumze>en empfohlen wird: in einem erleuchteten Zimmer zu ſchlafen. Nie war zu ermitteln, woher die Zecken kamen, nie eine vollgeſogene zu treffen, nie eine beſonders fleine, denn ſie hatten dur<ſ<hnittli<h alle die Größe zwiſchen 4,5 und 6,5 mm. Die meiſten Verwundungen, welche ſie den ſhlafenden Kindern beibrachten, fanden ſih an den Händen und Füßen, was darauf hindeutet, daß ſie die Bettwärme nicht mit der Vorliebe unſerer Wanzen aufſuchen. Die Verleßung erſcheint als ein unbedeutend rotes Pünktchen ohne Hof, veranlaßt aber ein heftiges Ju>en, weniger an dem Punkte ſelbſt, als im Verlaufe der Adern. So bewirkt z. B. ein Stich zwiſchen den Fingern ein Jucken am ganzen Arme bis zur Schulter hinauf, ein Stih am Fuße bis zum Kreuze und Rücken hin. Durch Kraßen wird der Reiz immer heftiger und weiter verbreitet und die Umgebung der Adern entzündet, beſonders bei Kindern, welche bereits mit merkliher Entzündung das Bett verlaſſen. Bei einem 4—Sbjährigen Mädchen traten an Hand, Handgelenk und Unterarm ſogar blaſige Anſchwellungen hervor, gleih den Folgen von Brandwunden. Das Juen hält unter Umſtänden 8 Tage lang an. Nah alledem dürften die Wirkungen der muſchelförmigen Saumze>e für unſeren gemäßigten Himmelsſtrih kaum geringer ſein als die der perſiſchen für den heißeren. Jm Jahre 1873 bemerkte ih an einer ſpaniſchen Wand in Eisleben eine ungemein große muſchelförmige Saumze>e und erfuhr auf mein Befragen, daß dieſe Wand auf einem Gange ihren Aufbewahrungsort habe, unter welchem zahlreiche Taubenhöhlen angebracht waren. Außer der bereits erwähnten großen Lichtſheu ſei auh einer an Trob erinnernden Bewegungsloſigkeit als auffallender Eigentümlichkeit dieſer merkwürdigen Ze>en gedacht. Minutenlang liegen ſie da, ſo daß man ſie für tot halten könnte, und in Weingeiſt geworfen, rühren ſie kein Glied bis zu ihrem Verenden, während doh ſonſt jedes andere Weſen ſeinen Körper faſt verrenkt, um dem Tode dur Ertränkung zu entrinnen. Weiter ſollen ſie nah Chilianis Beobachtungen 26 Monate hungern können.