Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6
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verſhlagen worden ſein, wohin es nur immer ſei, als vollentwi>elte Tiere unter ähnliche Umſtände wie ihre Vorfahren geraten werden.
Für die mehr oberflähli<h lebenden Formen liegt aber die Sache ganz anders: denen gegenüber machen ſi die Einflüſſe ungleicher mittlerer Temperaturen, die Bewegung des Waſſers, die Beſchaffenheit des Bodens, die Art der Nahrung in viel höherem Grade geltend. Eine Zuſammenſtellung dieſer Formen, ſoweit ſie die Gruppen der höheren und größeren Kruſter betrifft, hat nun folgendes ergeben: es finden ſich (in Prozenten bere<net) von den bekannten Arten:
Zehnfüßer, kurzſhwänzige . 67 in der heißen, 82 in der gemäßigten und 1 in der kalten Zone = - = 3- = - -
mittelſ<wänzige 51 - - 5 46> =
langſ<hwänzige . 49 - - 5 4l - > - = 10-= = Stomatopoden .….…....70- - - 29 - - - ZIE Aſſeln cd o o oTS 5E So 19 - - - 76 - - - z 5- Scherenaſſem. . ES S 59 - - - - 17- Flohkrebſe BoD DoSO 20: = - 50 - - Zz DD >
Dieſe tabellariſche Überſicht ergibt eine teilweiſe merkwürdige beſtätigende Übereinſtimmung mit den Verhältniſſen der vertikalen Verbreitung: die heiße Zone entſpricht einer Tiefe bis zu etwa 2—300, die gemäßigte einer ſolhen von 300—3500 und die kalte einer unterhalb 3500 m. Die Krabben und Stomatopoden haben wenig Tiefſeeformen und ſind wenig zahlreich in kälteren Klimaten, bei den mittelſ<wänzigen und mehr noch bei den langſhwänzigen halten ſi< die Verhältniſſe der horizontalen und vertikalen Verbreitung ſo ziemlih die Wage, die Aſſeln und Stherenaſſeln hingegen ſind in kälteren Gewäſſern, d. h. in den den Polen näheren und den tieferen, beſſer entwi>elt als in wärmeren, alſo dem Äquator näheren und weniger tiefen. Nur die Flohkrebſe machen, wie vorher ſchon angedeutet, eine bemerken8werte Ausnahme.
Von Wichtigkeit für die Verbreitung der Kruſtaceen iſt natürli<h auch der Salzgehalt des Meeres. Manche Arten ſind ſ{hmiegſam und vertragen einen geringen Salzgehalt, andere aber nicht, und je mehr der Salzgehalt abnimmt, deſto mehr Arten treten zurück. Die Nordſee hat z. B. 3,413 Proz., die Oſtſee in ihrem weſtlichen Teil 1,270 Proz. und bei Helſingór nur no< 0,925 Proz. Salzgehalt und in noch viel ſtärkerem Maße reduziert ſich die maritime Krebsfauna. Jn der Nordſee mögen .beiſpiel8weiſe etwa 100 Arten von Affeln vorkommen, in der Oſtſee überhaupt nur noh 8 und bei Helſingör 2, vielleicht 3. Mit der Abnahme des Salzgehaltes nehmen alſo auch die Meeresformen der Kruſter in der Oſtſee ab, aber von einem gewiſſen Punkte an treten Süßwaſſerformen hinzu, und es werden deren um ſo mehr, je bra>iger das Waſſer wird, denn im allgemeinen ſteht die Fauna des Bra>waſſers der des ſüßen näher als der des ausgeſprochen ſalzigen Waſſers.
Das ſchließt nun niht aus, daß ‘nicht ſonſt e<t maritime Formen auh im ſüßen Waſſer vorkommen könnten. So beherbergt der Baikalſee eine Anzahl urſprünglicher Meereskruſter, desgleichen die ſkandinaviſchen Seen (Tdothea entomon, Pontoporeia affinis, Mysis oculta); dabei iſt es bemerkenS8wert, daß bisweilen die das Süßwaſſer bewohnenden Fndividuen Élciner als die Stammraſſe aus dem Meere werden: ſo mißt ein Flohkrebs der Oſtſee (Gammaracanthus loricatus) 46 mm, aber eine Varietät im Ladogaſee (lacustris) bloß 35 mm. Die Wahrſcheinlihkeit iſt groß, daß die betreffenden Seen einſt mit dem Meere in Zuſammenhang ſtanden, daß ſie ihre Verbindung mit demſelben einbüßten, aber einen Teil der alten Fauna, und unter ihm jene Krebſe, als relift zurübehielten.
Was nun zunächſt die e<ten Süßwaſſerkrebſe betrifft, ſo ſehen wix, daß unter ihnen eine Reihe im Meere vorkommende Ordnungen fehlen, wie die allerdings nur wenig umfangreichen