Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, str. 634
576 Hohltiere. Zweiter Unterkreis: Neſſeltiere; zweite Klaſſe: Blumenpolyp en.
Der Beginn der Entwi>elung zeigt ſi< in dem Verſchwinden des Kernes der Eizelle (A, \. Abbild. S. 575), der gleich darauf wieder erſcheint (B), um nun in fortgeſetzter Teilung \ſi< und die Zelle zu vervielfältigen (C, D, E). Man nennt dieſen in der ganzen Tierwelt verbreiteten Vorgang die Furchung, und zwar läuft dieſelbe in unſerem Falle ſo einſah und ſo regelmäßig ab, daß das Ende derſelben eine von einer einzigen Zellſhiht umſchloſſene Hohlkugel iſt (G6). Jede Zelle ſendet eine längere Wimper oder Geißel aus (F), vermittelſt welcher die Larve ſih dreht und in der Leibesflüſſigkeit ihrer Mutter ſ{<wimmt. Es folgt nun eine Einſtülpung der einen Hälfte der Kugel in die andere (W), die Bildung der Gaſtrula (T1, K). Das Wort hat in den leßten Jahren in der Zoologie eine große Bedeutung erlangt, ſeit der ausgezeihnete ruſſiſche Naturforſcher Kowalewsky dieſe Einſtülpung als eine gemeinſame Stufe in der Bildungsgeſchichte verſchiedener, ſyſtematiſ<h weit ausecinander liegender Tiexklaſſen kennen lehrte und Hae>el, die Beobachtungen und Betrachtungen jenes verallgemeinernd, das Wort „Gaſtrula“ oder Sa>larve erfand. Ex -hat in einer Reihe von Spezialarbeiten und in ſeinen all: bekannten populären Schriften ſeine „Gaſtraea-Theorie“ dargelegt und verteidigt, die ſich darin zuſpißt, daß alle Tiere, in deren Entwi>elung ein „GaſtrulaZuſtand“ auftritt, von einer längſt untergegangenen Uxform „Gaſtraea“, als der gemeinſamen Stammmutter, herrührten. Die geſamten Entwi>elungserſheinungen des Tierreiches drängen zu dieſer oder einer ähnlichen Annahme. Jedenfalls iſt durch Hae>els, im Zuſammenhang und zur Begründung der Abſtammungslehre, vorgetragene Gaſträa-Theorie ein äußerſt wirkſamer Anſtoß gegeben worden.
Die Gaſtrula der Monoxenia iſt von den einfaſten Verhältniſſen. Die Einſtülpung iſt eine voll: ſtändige; die Larve ſtellt einen Sa dar, deſſen E T —— Wandung (Durchſchnitt in Fig. T) aus zwei ZellenR ſhiqhten oder Keimblättern beſteht, der äußeren
oder Eftoderm und dex inneren, dem Entoderm. Der Übergang der flahen Schüſſel H in den Sa> mit enger Mündung iſt ohne weiteres klar. Es wird uns au< mit einem Male ein Licht über die Strukturverhältniſſe der Coelenteraten aufgeſte>t, wenn wir hören, daß in allen Abteilungen dieſes formenreihen Stammes die ſpätere Entwikelung von dieſer oder einer ganz ähnlichen Larve ausgeht, daß das komplizierteſte Höhlenſyſtem, der ganze ſogenannte Gaſtrovasfular- Apparat, ſih dur<h Ausweitungen und Ausſenkungen aus dem ſo einfachen Gaſtrulamagen entwielt. Bei dieſen Umwandlungen erhält ſi<h das Entoderm dur Zellenvermehrung als eine ununterbrochene, den Magen und ſeine Anhänge auskleidende Schicht und gibt das Ektoderm die Beſtandteile der Haut her. Auch ſpaltet ſih glei na< dem Anſezen der Larve der Polypen oder dem Weiterwachſen der jungen Qualle vom Ektoderm, mitunter wohl auh vom inneren Blatte, ein mittleres, das Meſoderm,
Monoxenia Darwinii. Start vergrößert.