Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

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Fortpflanzung8verhältniſſe. 673 binnen 10 Stunden {hon 1000 und binnen 20 Stunden 1 Million Jndividuen gäbe; in Wirklichkeit erfolgen aber zwiſchen den einzelnen Teilungen immer größere Zwiſchenräume und endlich ein völliger Stillſtand, ſo daß bloß die Entſtehung von nur 8 Fndividuen binnen 3, von nur 64 Fndividuen binnen 6 und von 200 binnen 24 Stunden beobachtet - worden iſt. Fn anderen Fällen iſt die Teilung langſamer, aber andauernder. So braucht das Pantoffeltierhen (Paramaecium Aurelia, \. Abbildung S. 672) wenigſtens 2, oft aber auth viel mehr Stunden zu einer Längsteilung und kann ſich in 24 Stunden verachtfachen, was dann in einer Woche 2 Millionen gäbe. Stylonychia gibt in 24 Stunden durch Querteilung drei Teilganze. welche nah 24 ſtündiger Reife binnen 24 Stunden wieder zwölf liefern, ſo daß auch hier binnen 20 Tagen eine mögliche Vervielfältigung bis zu einer Million angenommen werden darf.“

Sehr eingehende Unterſuchungen hat Auguſt Gruber über Konjugation von Paramaecium Aurelia, einem gemeinen Fnfuſor aus der Familie der Holotrichen, gemacht. Er beſchreibt die Vorgänge dabei folgendermaßen: „Diejenigen Paramäcien, welche zur Konjugation ſ{hreiten wollen, ſ<wimmen anfangs um- und übereinander her, berühren ſich, haften wohl auch einen Augenbli> aneinander, um ſich wieder loszulaſſen, bis {<ließli< die Vereinigung erfolgt. Die Vereinigung geſchieht zunächſt vorn an der Spite der beiden Fnfuſorien und dann an den Mundöffnungen, alſo näher dem Hintergrunde. An dieſen beiden Stellen bleiben die Tiere feſt vereinigt, während der übrige Teil des Körpers nur loſe oder auh gar nicht mit dem des anderen Fndividuums vereinigt iſt. Außerdem liegen die Tiere nicht in einer Ebene aneinander, ſondern etwas gekreuzt. Die eben konjugierten Paramäcien (Fig. 1, S. 672) zeigen Kern (N) und Nebenkern (n) noh in charakteriſtiſher Lage zu einander, bald aber beginnt der leßtere ſeinen Standort zu verlaſſen und wegzuwandern (Fig. 2), dann zieht er ſich in die Länge, und die Körnchen in ſeinem Juneren beginnen ſich in parallele Längsreihen zu legen. Es iſt dies der Beginn der Teilung der Nebenkerne, bei welcher ſi dieſelben fernerhin zu langen, elliptiſhen Körpern ausziehen, an deren Enden dunklere Körnerhaufen ſich befinden und die außerdem deutliche Längsfaſern aufweiſen (Fig. 3, e). Nun erfolgt die Teilung der Nebenkerne, und wix haben dann in jedem FJndividuum ſtatt eines deren zwei (Fig. 4). Die Nebenkerne behalten vorderhand ihre ſtreifige Struktur und ihre ſpindelförmige Geſtalt bei, und zwei davon beginnen nun auf die hintere Vereinigungsſtelle der Paramäcien hinzurü>ken. Hier hat ſi<h nun mittlerweile an jedem Paarling eine kleine Ausbuchtung gebildet, welche ſi<h in das andere Fndividuum hineindrängt, ſo daß ſih in dieſem eine entſprechende Delle findet, dieſe beiden Ausſtülpungen liegen niht in einer Ebene, ſondern übereinander; hier herein rü>en von re<hts und links her die beiden Nebenkerne und zwar mit den Spißen voran (Fig. 5). Sie drängen ſih immer mehr gegen die Wölbung, als wollten ſie dieſelbe durchbrechen und in den anderen Paarling hinüberwandern, wobei ſih zunächſt die Spiße des Nebenkernes umbiegt und derſelbe ſih dann immer mehr abplattet (Fig. 6), während ſie anfangs häufig fadenförmig erſcheinen. Zuerſt ſind nun dieſe Enden der Nebenkernkapſeln durch dieſes Andrängen verändert, während der übrige Teil noh die ſpindelförmige Geſtalt beibehalten hat; allmählih ſ{<windet ſie aber, und zwar je mehr das vordere Ende ſih< abplattet, ſo daß ſchließli< zwei petſhaftförmige Körper (Fig. 7, p) entſtehen, die mit ihren breiten Enden feſt gegen die Wölbung der Ausſtülpung gepreßt liegen. Wahrſcheinlich liegen die abgeplatteten Enden übereinander, ſo wie das auch bei den Ausſtülpungen der Fall iſt. Die Nebenkerne rüden jedenfalls äußerſt nahe zuſammen, ſo nahe, daß man einen Subſtanzaustauſ< wohl annehmen kann. Die beiden Nebenkerne vereinigen ſih aber nicht für immer, ſondern ſie trennen ſi< wieder und ſind dann als kleine homogene, diht nebenoder übereinander gelagerte Körperchen zuſehen. Dieſelben erſcheinen dann wie geſhruimpft

Brehm, Tierleben. 3. Auflage. X. 43