Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6
Lebenserſcheinungen an der eiförmigen Gromie. 685
gezwungen wird. Auch im Fnneren eines breiteren Fadens beobachtet man zuweilen ein Stillſtehen, ein Shwanken und ſcließlihes Umkehren einzelner Körperchen.
„Die Fäden beſtehen aus einer äußerſt feinkörnigen Grundmaſſe. Ein Unterſchied von Haut und Jnhalt exiſtiert an denſelben niht. — Die regelmäßig auf: und abſteigende Bewegung der Kügelchen läßt ſi< nur erklären als hervorgebracht durh das Hin- und Zurüſtrömen der aus dem Fnneren der Schale ſtammenden, fließendem Wachs zu vergleichenden, homogenen kontrafktilen Subſtanz, welche in der einen Hälfte jedes Fadens eine zentrifugale, in der anderen eine zentripetale Nichtung verfolgt und natürlich die größeren Kügelchen, welche uns allein von der Gegenwart einer ſolhen Bewegung in Kenntnis ſezen, mit ſi<h führt.
„Stoßen die Fäden auf ihrem Wege an irgend einen zur Nahrung brauchbar erſchei: nenden Körper, eine Bacillarie (einzellige Kieſelalge), einen kürzeren Dszillatorienfaden, ſo legen ſie ſih an denſelben an und breiten ſih über ihm aus, indem ſie mit benach: barten zuſammenfließen. So bilden ſie eine mehr oder weniger vollſtändige Hülle um denſelben. Jn dieſer, wie in den Fäden, hört die Strömung der Kügelchen jeßt auf. Die Fäden krümmen und verkürzen ſi, fließen bei dieſen Bewegungen immer mehr zu einem dichten Net oder zu breiteren Platten zuſammen, bis die beuteführende Maſſe der Schalenöffnung nahe gekommen iſt und ſchließlich in dieſelbe zurückgezogen wird. Ganz ähnliche Erſcheinungen beobachtet man auch, wenn die Fäden aus irgend einem anderen Grunde ſi zurücßziehen. Die regelmäßigen Körnchenſtröme ſtehen ſtill, die Fäden krümmen ſi, indem ſie von dem Glaſe, an dem ſie ſi feſtgeheftet hatten, loslaſſen, fließen häufiger als vorher zuſammen und gelangen endlih als unförmige, zerſeßter organiſcher Subſtanz ähnli ſehende Maſſe zur Schalenöffnung, in welche ſie langſam aufgenommen werden.“
Dieſe Beſchreibung der veränderlichen, fließenden Fortſäße, welche, einem Wurzelgefleht gleihend, der ganzen Klaſſe den Namen der Wurzelfüßer (Rhizopoda) verſchafft haben, iſt in allen Zügen wahr. Wir entnehmen alſo daraus, daß bei ihnen eine und dieſelbe formloſe Subſtanz für die Bewegung, Ernährung und Empfindung ſorgt. Die von fremden Körpern berührten veränderlichen Fortſäße ziehen ſih zuſammen, ſie werden als Fühlfäden vorgeſtre>. Das Maß der Empfindung, welche ſie vermitteln, kann man ſi allerdings niht gering genug vorſtellen, indem mit der Vereinfahung der ganzen Organiſation ſih auc die Grenzen zwiſchen einer, wenn auh noch ſo ſ<hwachen Empfindung und einer bloßen Reizbarkeit vermiſhen. Jm Fnneren der Schale unſerer Gromie iſt auh nur fontraktile Maſſe enthalten. Es pflegen veränderliche Blaſenräume darin aufzutreten, und regelmäßig findet man im Hintergrunde der Schale einige kugelige Kerne, die wohl in näherer Beziehung zur Vermehrung ſtehen.
Erſte Drdnung. Die Straßſlinge (Radiolaria).
Keine Rhizopodengruppe, ja keine Tiergruppe, mit Ausnahme etwa der Jnſekten, -iſt reicher an ſ<hönen Formen und mannigfaltigen Gebilden als die Strahlinge (RadioIlaria), die ihrem Bau nach in gewiſſem Sinne die am höchſten ſtehenden Urtiere genannt werden müſſen.
Ihr Körper beſteht aus zwei Hauptteilen: der Zentralkapjſel und der Außenmaſſe. Erſter iſt der Kern des einzelligen Tieres und viel kleiner als die Außenmaſſe. Sie iſt von einer feinen Haut umhüllt die meiſt {hon ſehr früh in der Entwi>kelung