Charakterologie

258 Die Erblehre des Charatters

von dem, was wir nun einmal jind, noch ein Ich abipalten, das jich durch diejes unfer Sein unfrei und behindert fühlte, jo hätte eine jolhes „Reit Ih” ja gar feine Wirklichkeit, es wäre eine bloße Abjitraftion, ein rein formaler Bezugspunft, der feine Inhaltlichfeit hätte, der alfjo auch nicht „frei” fein fönnte, denn dazu ijt mindejtens nötig, dak dasjenige, was „frei“ ift, überhaupt erjtmal etwas Konfretes ift. Und durdy das, was es dann ilt, fanrı es jich nicht in jeiner Steiheit behindert fühlen. Man fann ji) wohl in der Phantajie andere Anlagen, als man hat, wünjhen und aus= malen, aber man fann niemals durd) jein eigenes Sein „unfrei” werden.

Aber wir find nicht nur eine Einheit und Ganzheit, jondern wir fönnen uns auch auf uns jelbjt richten und uns als Gegenjtändlidhes angehen und damit in uns jelbjt zwei Injtanzen jchaffen. Wir fönnen „an uns arbeiten“ oder dies vernacläjjigen, fönnen uns „zujammennehmen“ oder „gehen lajjen“. Das heißt, in uns jelbit, in diefer Opponierbarfeit zu uns jelbjt liegen nun allerdings zwei Injtanzen, auf die jich die Anwendung der Begriffe „frei” und „unfrei” jtüßen farın. Man unterjcheidet oft „triebhafte” Charaktere von bewußt-willentlihen und meint damit den Unterjchied von gering ausgearbeiteter Selbjt-Gegenüberitellung und weit ausgearbeiteter. Es gibt Menjchen, bei denen man das Gefühl hat, daß fie ji) „ganz und gar in der Hand haben“ und folche, bei denen wir das entgegengejegte Gefühl haben: daß vielerlei dunfle Hintergründe, die ihnen unerreichbar find, die eigentlihen Triebfräfte darjtellen, dab ihr willentlih bewußtes Id gleihjam immer wieder aufgejogen wird von ihnen. (Dämonijche Haturen im guten und jchlehten Sinne.) Was jich aber in diejer Hinficht an Steiheit oder Unfreiheit zeigt, das hat mit der Dererbung nidjts mehr zu tun. Denn das Ich, das in diejen Sällen unfrei ilt, jteht nicht dem Dererbten in ich jelbjt gegenüber, jondern der Gegenjat von „Ih“ und demjenigen, was das Id immer wieder „aufs jaugt“, ijt ein ganz anderer, als der von Ich und dem Dererbten, das wir

„mitbefommen haben“.

Ein Gegenjaß zwilhen „Erbmajje” und einem von ihr unabhängigen „Ih“ Täkt fich finnvoll überhaupt nicht aufitellen, weil das Ih, wenn es nicht eine nadte Abjtraftion jein joll, ja jelbjit auf der gejamten Sub= itanz ruht, förperlich und jeelijch, die (init den gemachten Modififationen) von den Eltern herfommt. Die „Erbmajje“ ijt das Ganze. Zu ihr ijt nichts Heues hinzugefommen. Die Wandlung zum neuen Ic gejchieht nicht durch hinzufommendes neues Ich, das ich der Erbmajje gegenüberjieht, jondern gejchieht in ihr jelbjt. Man ann aljo (immer vorausgejett, daß man die Modifitationen durch die Dereinigung von Dater und Mutter,

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